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Doc Sportello - Zur „Wurzel“ des Islamischen Staats: Eine Kritik der „Thesen zum Islamismus“ von La Banda Vaga

Mittwoch 26. Juni 2019

Version française

Im Oktober 2018 hat La Banda Vaga ihre „Thesen zum Islamismus“ veröffentlicht. Ihre eröffnende Feststellung kann durchaus geteilt werden: „Die journalistische und wissenschaftliche Flut an Interpretationen und Theorien ist kaum noch zu überschauen, lediglich brauchbare materialistische Analysen tauchen wenn überhaupt nur vereinzelt auf. Darum erscheint es uns dringend notwendig eine linke Debatte über das Wesen des Islamismus und den Umgang damit in Gang zu setzen.“ Zudem ist es sehr begrüssenswert, dass der Islamismus als „ein modernes Phänomen“ charakterisiert wird, der Bezug auf einen konstruierten „wahren Islam“ ist diesbezüglich nur scheinbar ein Widerspruch.

Wir haben es also nicht mit einer „Steinzeitideologie“ zu tun, wie gemeinhin oft schwadroniert wird. Die gesamte seriöse Forschung zum Thema teilt in der Regel diese Definition als kleinsten gemeinsamen Nenner: „Die politische Dimension des Islamismus ist komplex und weitgehend verbunden mit den Identitätspolitiken seiner Anhänger. Islamistische Ideen sind allerdings in einem grossen Ausmass Teil eines muslimischen Modernismus, der mehr als ein Jahrhundert zurückreicht. Der Islamismus hat seine Wurzeln im späten 19. Jahrhundert, als viele muslimische intellektuelle Bewegungen entstanden. Sie waren im wesentlichen die Antwort der intellektuellen Eliten auf den politischen Niedergang des Osmanischen Reiches und die damit einhergehende Stärkung der kolonialen Kontrolle muslimischer Gesellschaften durch imperiale europäische Mächte.“ [1]

Diese Zeilen wären jedoch niemals geschrieben worden, wenn es an den Thesen nicht auch einiges zu kritisieren gäbe. Ein erster Kritikpunkt ist die mangelnde definitorische Präzision: „Eine Bewegung ist dementsprechend erst dann islamistisch, wenn sie den Anspruch hat eine alternative Wirklichkeit zu den bestehenden Verhältnissen zu schaffen, die sozialen Strukturen, kulturellen Normen und ökonomische Basis der Gesellschaft weitgehend entsprechend islamistischen Doktrinen umzugestalten.“ So ziemlich jede politische Bewegung will „eine alternative Wirklichkeit zu den bestehenden Verhältnissen“ schaffen und die Umgestaltung „d[er] sozialen Strukturen, kulturellen Normen und [der] ökonomischen Basis“ ist alles andere denn eine präzise Beschreibung von irgendwas. In Bezug auf „die sozialen Strukturen“ und die „kulturellen Normen“ ist die Definition tautologisch: Es ist Islamist, wer will, dass die Gesellschaft islamistisch wird. In Bezug auf die „ökonomische Basis“ fragt man sich hingegen, was das genau bedeuten soll. Sind wir uns einig, dass die „ökonomische Basis“ weltweit die globale kapitalistische Gesellschaft als Totalität ist oder ist für La Banda Vaga der „Islamismus in einem Land“ möglich?

Oxford formuliert es jedoch auch nicht viel präziser: „Der Begriff ‚Islamismus‘ repräsentiert allermindestens eine Form von gesellschaftlichem und politischem Aktivismus, der auf der Idee gründet, dass das öffentliche und politische Leben von einer Reihe an islamischen Prinzipien geleitet sein sollte. In anderen Worten sind Islamisten jene, welche glauben, dass der Islam eine wichtige Rolle in der Organisation einer mehrheitlich muslimischen Gesellschaft spielen sollte, und versuchen, diese Ansicht zu verbreiten.“ [2] Das liegt hauptsächlich daran, dass der Begriff „Islamismus“ unter einem Etikett sehr viele, teilweise sehr unterschiedliche Strömungen vereint und sich daher denkbar schlecht für eine präzise Definition eignet. Das ist das grundlegende Problem der Thesen: Sind es Thesen zum IS, zu den Taliban, zu den Muslimbrüdern, zum Iran oder zum gesamten von konservativen Traditionen auf die eine oder andere Art inspirierten Islam?

Iran als Sündenbock

Aus nahezu unerklärbaren Gründen wird zuerst mal der Iran erwähnt: „Dieser Ansatz führt unseren Blick nicht nur, aber in starkem Maß, auf den Iran. Mit dessen ‚islamischer Revolution‘ bzw. korrekterweise Konterrevolution betrat der Islamismus im Jahr 1979 zum ersten Mal als eigenständige Macht die Weltbühne. Als einflussreiches ‚Erfolgsmodell‘ des Islamismus bildet er trotz aller (nicht zuletzt konfessionellen) Differenzen auch eine Wurzel für den gegenwärtigen Terror und die Staatsbildungsversuche des IS.“ Das Problem hier ist, dass das Staatsmodell des Irans alles andere als ein „traditionell muslimisches“ ist: Der Iran ist eine Republik mit einer Verfassung, einer Gewaltenteilung und mehr oder weniger demokratischen Wahlen.

Olivier Roy hat die Situation bereits 1992 in seinem Werk L‘Échec de l‘Islam politique ziemlich treffend analysiert: „Wieso sollte ein positives Recht aufgebaut werden, obwohl es die Scharia gab? Der Iran hat sich tatsächlich eine wahrhaftige Verfassung gegeben, die nicht nur eine leere Parole ist, sondern wirklich die Funktionsweise einer Gesamtheit von Institutionen organisiert, ohne sich gross ob ihrer Konformität mit der Scharia zu sorgen; auf bedeutende Art und Weise ist die Legitimität der Verfassung in ihrem Artikel 1 explizit auf den Volkswillen gegründet, und nicht einzig und allein auf der Scharia.“ [3] In der Schlussfolgerung betont er noch einmal explizit die kulturelle Modernität des schiitischen Islamismus im Vergleich mit seinem sunnitischen Pendant: „Die politischen und sogar kulturellen Modelle, welche in der islamischen Revolution im Iran am Werk sind, sind modern im Verhältnis zu Regimen wie jenem in Saudi-Arabien oder sogar im Verhältnis zu den Debatten unter Neofundamentalisten über die Tugenden, welche ein künftiger ‚Emir‘ eines islamischen Staates haben muss.“ [4]

„Die islamische Konterrevolution“ war eben auch eine bürgerliche Revolution, wenn auch angeführt von der konservativen und religiösen Bourgeoisie. Es sollte nicht vergessen werden, dass dabei eine mehr als 2‘000 Jahre alte Monarchie in den Mülleimer der Geschichte befördert worden ist. Die Niederlage des kommunistischen Teils des Aufstands gegen den Schah ist ein Ausdruck des beginnenden Niedergangs der Arbeiterbewegung weltweit. Hätte die Tudeh-Partei die Macht an sich gerissen, wären die iranischen Proletarier einfach nach Afghanistan statt in den Irak als Kanonenfutter gekarrt worden und der iranische Staat wäre zwölf Jahre später mit dem ganzen sowjetischen Imperium untergegangen. Es gab zumindest die Scharfsinnigkeit in der Tendenz rund um Mansoor Hekmat und unter den sowieso grösstenteils skeptischen kurdischen Kommunisten, einem Bündnis mit den Mollahs per se zu misstrauen. Die Geschichte hat ihnen, zumindest diesbezüglich, Recht gegeben.

Heutzutage sind Teheran und Moskau nichtsdestotrotz enge Bündnispartner. Mit der Entstehung des IS hat die ganze Sache wenig bis gar nichts zu tun, während mit Al-Qaida eine Art Waffenstillstand vielleicht immer noch existiert oder zumindest existierte, der jedoch nie eine wirkliche Zusammenarbeit war, wenn es die gab, war sie geprägt von Opportunismus und gegenseitiger Erpressung, gab es das mit dem IS nie, iranische Truppen bekämpfen ihn aktiv im Irak, auch mithilfe von Kanonenfutter in Form von Hazara aus Afghanistan, denen man die iranische Staatsbürgerschaft verspricht, sollten sie das Gemetzel tatsächlich überleben. Die jüngere Geschichte des Irans würde einen eigenständigen Text verdienen und kann ganz sicher nicht als eine „Wurzel“ des IS dargestellt werden, umso weniger, als dass auch die Beziehungen zu Al-Qaida und der historischen Tradition dahinter voller Widersprüche sind.

Sunnitischer Islamismus

Diese Wurzel sucht man besser in der Geschichte des sunnitischen Islamismus. Grob schematisch kann seine moderne Phase in drei Perioden unterteilt werden. Die erste davon beginnt am Ende des 19. Jahrhunderts wie weiter oben von Poljarevic skizziert, sie ist die Periode der theoretischen Hervorbringung, der Islamismus ist auf der politischen Bühne nicht oder kaum präsent. Die 1906 gegründete All-indische Muslimliga ist eine der ersten explizit politischen Organisationen. Es handelte sich jedoch v.a. um einen alternativen Nationalismus zu jenem der hinduistischen Mehrheit, das gleiche gilt für die 1941 gegründete Jamaat-e-Islami, historisch sind diese Entwicklungen allerdings sehr wohl bedeutend, sei es nur schon wegen der mit ihr verbundenen Deobandi-Tradition, ein wichtiger ideologischer Bezugspunkt der Taliban. Wie im Text von La Banda Vaga wird diese spezifisch regionale Tradition des Islamismus auf dem indischen Subkontinent häufig übersehen, viel bekannter ist die mit Azhar verbundene ägyptische Tradition und die damit verbundene Gründung der Muslimbruderschaft 1928.

Das ist der Beginn der politischen Periode, sie ist durch den zunehmenden Aktivismus einer Bourgeoisie geprägt, die in der Regel mehr oder weniger politisch isoliert ist und ideologisch für eine alternative Form der kapitalistischen Modernisierung steht, welche den religiösen Traditionen mehr Platz einräumen würde. Politisch war der Einfluss der Muslimbruderschaft beschränkt, einen gewissen Einfluss gewann sie durch die Verwaltung von Bildungsinstitutionen, z.B. in Katar ab den 1950er Jahren. Auf dem indischen Subkontinent lieferten sich die muslimische und die hinduistische Bourgeoisie einen Zweikampf um die Aufteilung des postkolonialen Kuchens, das führte zur Abspaltung Pakistans, wovon sich später wiederum Bangladesch abspaltete.

Ein wichtiger Theoretiker der ägyptischen Tradition dieser Zeit war Sayyid Qutb, obwohl er diese Bedeutung grösstenteils erst posthum erhielt. Er wurde am 9. Oktober 1906 in eine Familie konservativer Landeigentümer geboren und schloss sich Anfang der 1950er Jahre der Muslimbruderschaft an, nachdem er bereits seine ersten theoretischen Schriften verfasst hatte. Gilles Kepel fasst Qutbs spezifische theoretische Innovation folgendermassen zusammen: „Für Saiyid Qutb und seine Nacheiferer dagegen hatte die moderne Geschichte der islamischen Länder seit ihrer Entlassung in die Unabhängigkeit keinerlei exemplarische Bedeutung. Sie wurde von ihm sogar durch ein arabisches Wort, das aus dem Koran stammt – jahiliyya –, entwertet und geächtet; dieses Wort bezeichnet den Zustand der Unwissenheit, in dem die Araber lebten, bevor der Islam zu Beginn des 7. Jahrhunderts dem Propheten Muhammed offenbart wurde. Wie die heidnischen Araber der ursprünglichen jahiliyya, so Qutb, seien auch die Muslime im Zeitalter des Nationalismus von einer tiefen Unkenntnis über den Islam erfüllt. So wie die vorislamischen Araber steinerne Götzenbilder anbeteten, verehrten die Zeitgenossen von Qutb in seinen Augen symbolische Götzen wie Nation, Partei und Sozialismus. Indem Qutb auf diese Weise den Anspruch der Nationalisten bestritt, die Geschichte neu zu begründen, und indem er die Nationalisten gleichsam in die finstere Epoche vor der Offenbarung einordnete, wollte er eine kulturelle Revolution anstoßen.“ [5]

Er ist wohl der erste islamistische Theoretiker, welcher den tauhid in einer konsequenten und modernen politischen Version theoretisierte. Tauhid ist der Glaube an die Einheit/Einzigkeit Gottes, die ersten Worte der Schahada, das Glaubensbekenntnis, welches die erste Säule des Islams darstellt. Kaum ein Muslim würde auf die Idee kommen, sie so auszulegen, niemand will sich das Leben unnötig komplizierter machen als es ist. Qutb wurde 1966 unter Nasser hingerichtet, aber sein theoretisches Erbe hat mehr Schaden angerichtet als anfangs irgendwer hätte glauben können. Im Namen dieses Prinzips mussten im März 2001 beispielsweise zwei Buddha-Statuen in Bamyan von den Taliban gesprengt werden, um den Bewohnern ihres Emirats schirk zu ersparen, den Fall in die Götzendienerei, den Unglauben, das Gegenteil von tauhid. Alte Statuen lösten damals viel Empörung aus, viel mehr als die permanente und systematische Repression gegen alle politischen Gegner und gegen fast alle, insbesondere Frauen. Es ist der theoretische Hintergrund gegen jegliche westlichen Konzepte der Staatsführung, das Ziel ist das Kalifat, die Herrschaft der Umma, man ist sich nur nicht einig wie, doch die Begeisterung über die Idee einer islamischen Republik ist in diesen Kreisen ganz klar eher bis ganz inexistent.

„Sieg des Petroislam“

Der „Sieg des Petroislam“ war saudisch, nicht iranisch. Die Ölkrise 1973 erlaubte es Saudi-Arabien, die Büchse der Pandora zu öffnen: „Saudi-Arabien verfügte nunmehr über schier unbegrenzte Mittel, um sein altes Streben nach ‚Deutungshoheit‘ über den Islam auf der Ebene der umma, der Gemeinschaft der Muslime, in die Tat umzusetzen. In den sechziger Jahren hatte der dynamische Nationalismus die politische Bedeutung der Religion geschwächt. Der Krieg von 1973 mischte die Karten neu. Die wahhabitische Doktrin stand außerhalb der Arabischen Halbinsel nur bei orthodoxen Gruppen (bzw. den Salafisten) in hohem Ansehen, die ein buntgemischtes Spektrum umfaßten: neben den arabischen Muslimbrüdern fanden sich hier indische und pakistanische Gruppen sowie schwarzafrikanische und asiatische Muslime, die nach Mekka gereist waren und nach der Rückkehr in ihre Heimatländer ‚auf arabische Art‘ predigten, um den Islam von ‚abergläubischen Vorstellungen‘ zu reinigen.“ [6]

Nicht dass das irgendwie beabsichtigt oder geplant gewesen wäre (höchstens erhofft), aber die Konjunktur war passend. Das Problem war, dass diese „neue Frömmigkeit“ unvermeidlich früher oder später die Frage des saudisch-wahhabitischen Pakts und des saudischen Herrschaftsanspruchs stellen musste. Das geschah am 20. November 1979, dem ersten Tag des Jahres 1400 gemäss islamischem Kalender. Die Wahl des Datums bezieht sich auf die muslimische Tradition des mujaddid, auf den sich auf einen Hadith beziehenden Glauben, dass an jedem Jahrhundertwechsel ein Erneuerer erscheint, der den Islam von äusseren Elementen reinigt und ihm seine ursprüngliche Reinheit zurückgibt. Zwischen 300 und 600 bewaffnete Kämpfer brachten die Grosse Moschee von Mekka unter ihre Kontrolle. Sie nannten sich die Ichwan, die Brüder, der Name der hanbalitischen Miliz, welche in den 1910er und 1920er Jahren für einen grossen Teil der saudischen Territorialgewinne verantwortlich gewesen war und daraufhin zwischen 1927 und 1930 erfolglos gegen die Dynastie der Saud revoltiert hatte. Erst am 4. Dezember, nach heftigen Kämpfen, mehreren Hundert Toten und Verletzen und dem Einsatz pakistanischer und französischer Spezialkräfte konnte die saudische Armee die Kontrolle über die Moschee zurückgewinnen.

Man sollte nicht vergessen, dass Saudi-Arabien, wie es Steve Coll treffend bemerkte, der einzige moderne Nationalstaat ist, der durch einen Jihad geschaffen worden ist [7]. Diese Tatsache prädestinierte das Königreich dazu, auch im 1979 ausgerufenen Jihad gegen die sowjetischen Invasoren Afghanistans eine zentrale Rolle zu spielen. Ende April 1978 übernahm die Demokratische Volkspartei Afghanistans (DVPA) mithilfe eines militärischen Putsches die Macht in Kabul. Entgegen anfänglichen Vermutungen im Westen war der Putsch nicht von Moskau angeordnet worden. Obwohl die DVPA die offizielle moskautreue Partei Afghanistans war, war ihr Putsch nicht Grund für besonders grossen Enthusiasmus im Kreml: „Später offenbarte mir der Anführer der DVPA, Taraki, dass die afghanischen Anführer die Möglichkeit gehabt hätten, die Sowjets über den sich abzeichnenden Staatsstreich zu informieren, doch dass sie es absichtlich nicht getan hätten, denn sie befürchteten, dass Moskau sie davon würde abbringen wollen, eine bewaffnete Rebellion zu unternehmen, mit dem Argument der Abwesenheit einer revolutionären Situation in Afghanistan als Vorwand. Diese Befürchtungen waren nicht unbegründet. Hätte die UdSSR Kenntnis gehabt von ihren Absichten, hätte sie ihnen wahrscheinlich geraten, von diesem Projekt abzusehen, denn es gab von einem marxistischen Standpunkt aus tatsächlich keine revolutionäre Situation im Land und die Beziehungen der UdSSR mit Afghanistan waren freundschaftlich unter Zahir Schah und unter Daoud, trotz dem Flirt Daouds mit dem Westen.“ [8]

Die DVPA wurde Anfang 1965 im Haus Tarakis gegründet. Sie war von Anfang an gezeichnet vom Graben zwischen Stadt und Land, verkörpert durch die beiden Fraktionen Parcham („Fahne“) und Khalq („Volk“). Parcham war jene Fraktion, welche Daoud 1973 in seinem Putsch unterstützte und grundsätzlich das Vertrauen Moskaus genoss, der eher urbane Flügel der Partei, Khalq, die rurale, hauptsächlich paschtunische Fraktion der Partei hatte in Moskau wenig Kredit. Zwischen 1966 und 1976 waren sie komplett gespalten, die Wiedervereinigung 1976 erlaubte den Putsch 1978, der sich sehr bald für praktisch alle Beteiligten als sehr problematisch erweisen würde, Nur Muhammad Taraki, der historische Anführer der Khalq-Fraktion, sass auf einem Schleudersitz [9].

Neben dem „Aufbau des Sozialismus“ genoss auch die Liquidation der gegnerischen Fraktion eine sehr hohe Priorität: „Sie nahmen eine maximalistische Politik mit Landreform und Alphabetisierung in Angriff und leiteten den sofortigen Aufbau des Sozialismus ein, der sie – begleitet von Tausenden Verhaftungen und Hinrichtungen – der breiten Masse der Bevölkerung entfremdete. Mit einer Säuberungsaktion, der sogar führende Köpfe aus den eigenen Reihen zum Opfer fielen, schaltete die radikalere Khalq-Fraktion die Parcham aus, deren Führung nach Moskau flüchtete. Ab April 1979 brachen überall im Land Aufstände aus, und im Dezember kontrollierte die Partei nur noch die Städte.“ [10] Im September 1979 traf es Taraki selbst: Er wurde von seinem „Genossen“ Hafizullah Amin zum Rücktritt gezwungen und einen Monat später ermordet.

Der afghanisch-sowjetische Krieg

Mit der 1968 als nachträgliche Rechtfertigung der Invasion der Tschechoslowakei erschaffenen, die Irreversibilität einer sozialistischen Revolution postulierenden Breschnew-Doktrin auf der einen Seite und der Pflicht zum defensiven Jihad im Falle einer Invasion des Dar al-Islam auf der anderen war der Spielraum für Verhandlungen schon auf rein ideologischer Ebene gering, die geostrategische Bedeutung Afghanistans und der Kontext des Kalten Krieges besorgten den Rest. Gemäss Akram wurde die Entscheidung zugunsten einer sowjetischen Intervention am 12. Dezember 1979 in Moskau gefällt [11]. Zuerst einmal mussten die Fraktionskämpfe zu Moskaus Zufriedenheit geregelt werden, deshalb wurde am 27. Dezember 1979 Amin von einem sowjetischen Spezialkommando im Präsidentenpalast eliminiert und durch Babrak Karmal ersetzt, den Anführer der Parcham-Fraktion.

In Washington war man sich selbstverständlich einig, dass man Moskau nicht einfach gewähren lassen könnte. Schon ein paar Tage nach dem sowjetischen Einmarsch war für Brzezinski klar: Endlich würde man sich an der UdSSR für Vietnam rächen können. Das „sowjetische Vietnam“ war in den folgenden Jahren ein geflügeltes Bonmot in prowestlichen diplomatischen Kreisen. Besonders ein texanischer demokratischer Kongressabgeordneter machte sich Afghanistan zu seiner Mission: Charlie Wilson, ein undurchsichtiger Geschäftsmann, persönlicher Freund von Somoza, Alkoholiker und nicht besonders diskreter Kokainkonsument [12]. Zusammen mit seinem Kumpel Gust Avrakotos von der CIA war er dabei, der im Sommer 1979 unter Carter lancierten Operation Cyclone eine ganz neue Qualität zu verschaffen, ohne sich gross um demokratische Gepflogenheiten und Transparenz zu sorgen.

Im Januar 1980 gab Carter grünes Licht für die direkte Bewaffnung der Mudjahedin, in Wirklichkeit begann die Unterstützung allerdings wohl schon im Mai 1979, als ein „Beamter der CIA“ Hekmatyar traf, die ersten Treffen begannen ab April 1979, das wissen wir kurioserweise nur, weil iranische Studenten Anfang November 1979 in die amerikanische (und auch in die britische) Botschaft eindrangen, dort heftig randalierten und u.a. die das belegenden Dokumente der CIA plünderten. Washington und Riad waren im wesentlichen für die Beschaffung von Geld und Waffen verantwortlich, der pakistanische Geheimdienst ISI für die Verteilung des Materials und dem Kontakt zu den afghanischen Aufständischen. Die Verbindungsmänner zwischen CIA und ISI waren hauptsächlich Wilson und Avrakotos. Die militärische Operationshoheit über die Geld- und Waffenflüsse wurden, einmal in Karachi angekommen, dem ISI übergeben, welcher sich um den Transport nach Peschawar und die dortige Verteilung an die afghanischen Mudjahedin kümmerte. Sieben sunnitische islamistische Parteien wurden unterstützt, die drei ersten werden allgemein als „gemässigt“, die vier letzteren als „radikal“ klassifiziert:

 Islamische und Nationale Revolutionsbewegung Afghanistans: kleine Bewegung, aktiv hauptsächlich im Süden und Osten Afghanistans, zerfiel in den 1990er Jahren, einige desertierten zu den Taliban, andere gründeten die marginale Nationale und Islamische Partei für Wohlstand Afghanistans;

 Nationale Befreiungsfront: konservative paschtunische Sufi-Tradition, die Bewegung zerfiel weitgehend, der historische Anführer Sibghatullah Modschaddedi zog sich nach dem Rückzug der Russen fast vollständig aus dem politischen Leben zurück und erschien zwischendurch wieder als Experte und/oder Vermittler auf der politischen Bühne, er starb Anfang 2019;

 Nationale Islamische Front Afghanistans: einflussreich v.a. in der Provinz Nangarhar und in Kabul, hauptsächlich ein Familienunternehmen von Ahmed Gailani (1932-2017), er unterstützte Ende der 1990er die Nordallianz gegen die Taliban und 2004 Karzai in seinem Präsidentschaftswahlkampf, verschwand daraufhin nahezu gänzlich in der Bedeutungslosigkeit;

 Islamische Vereinigung Afghanistans: als überwiegend von ethnischen Tadschiken geprägt ist sie die einzige nicht-paschtunische vom ISI unterstützte Partei – verbündet damals mit Ahmad Schah Massoud, dem „Löwen von Pandjschir“ und unglücklichen Geheimfavoriten des MI6, der am 9. September 2001 von zwei sich als belgische Journalisten ausgebenden Selbstmordattentätern ermordet wurde – Ende der 1990er Jahre Teil der Nordallianz und heute im afghanischen Parlament vertreten;

 Islamische Union für die Befreiung Afghanistans: paschtunische Partei mit einer tadschikischen Minderheit, hauptsächlich stark in Paghman, im Westen der Provinz Kabul, Partei von Abdul Rasul Sayyaf, verdächtigt, in der Ermordung Massouds eine Rolle gespielt zu haben, heute relativ erfolgreicher Politiker in der Provinz Kandahar, im Bürgerkrieg auf der Seite der Taliban und für hemmungslose Brutalität berüchtigt, seit 2007 marginale Partei in der rechten Ecke des afghanischen Parlaments, die sich hauptsächlich für die Begnadigung von gefangenen Kämpfern der Taliban einsetzt;

 Islamische Partei (Chalis-Fraktion): eine „gemässigte“ Abspaltung von Gulbuddin Hekmatyars 1973 gegründeter Islamischer Partei, die Partei unter der Führung von Junis Chalis unterstützte in den 1990er Jahren die Taliban, aus dieser Partei stammt ursprünglich auch der 2018 gestorbene Jalaluddin Haqqani (den Wilson damals als „personifizierte Gottheit“ bezeichnet hatte [13]), dessen Haqqani-Netzwerk, das seit 2014 von seinem Sohn angeführt wird, bis heute eng mit den Taliban zusammenarbeitet;

 Islamische Partei (Hekmatyar-Fraktion): 1973 gegründete islamistische Partei unter der Führung von Gulbuddin Hekmatyar, der als Urvater des afghanischen Jihadismus bezeichnet werden kann und der heimliche Favorit des ISI war, die Praxis der Partei während dem Krieg und dem darauf folgenden Bürgerkrieg waren von einer kompromisslosen Linie und hemmungsloser Brutalität geprägt, den Übernamen „Schlächter von Kabul“ hat sich Hekmatyar redlich verdient, das 1984 von Abdallah Yusuf Azzam, Osama bin Laden und Aiman al-Zawahiri gegründete Dienstleistungsbüro (das weiter unten etwas ausführlicher analysiert wird) arbeitete hauptsächlich mit ihm zusammen, während dem Taliban-Regime war er im iranischen Exil, schloss sich aber ab 2001 bin Laden an, proklamierte 2015 seine Unterstützung des IS und unterzeichnete am 22. September 2016 ein Friedensabkommen mit der afghanischen Regierung.

Daneben kämpften eine vom Iran unterstützte schiitische und eine von China unterstützte maoistische Koalition gegen die sowjetische Invasion, in Anbetracht der, je nach Schätzungen, zwischen zwei und sechs von der CIA im Rahmen der Operation Cyclone in die sunnitischen Gruppen investierten Milliarden sind diese beiden Koalitionen jedoch vernachlässigbar und es soll hier nicht weiter auf sie eingegangen werden. Es sollte allerdings präzisiert werden, dass die Maoisten unter der DVPA mit einer systematischen Repression konfrontiert waren, aber auch von ihren islamistischen „Waffenbrüdern“ sehr misstrauisch beäugt und immer mal wieder angegriffen wurden, so wurde z.B. Faiz Ahmad, der Anführer der Afghanischen Befreiungsorganisation, am 12. November 1986 zusammen mit sechs seiner Genossen von Hekmatyars Schergen ermordet. Eine erwähnenswerte Ausnahme des afghanischen Maoismus in diesem Kontext ist die 1977 gegründete Revolutionäre Vereinigung der Frauen Afghanistans (RAWA), sie verurteilte sowohl die Regierung der DVPA als auch das Bündnis mit den Islamisten und hat bis heute den historischen Verdienst, seit ihrer Gründung keine einzige afghanische Regierung und ausländische Invasion unterstützt zu haben.

Es soll hier nur in den groben Linien auf den genauen Kriegsverlauf eingegangen werden. Akram folgend kann er in drei Abschnitte unterteilt werden, die „Stationierung der Truppen“ 1979-1982, der „intensivste Abschnitt“ 1982-1986 und „sowjetische Rückschläge und Rückzug“ 1986-1989 [14]. Er schätzt, dass schon 1981-1982 80% des Territoriums von den Mudjahedin kontrolliert war, nachts wurde es dort vollständig dunkel, um sowjetische Luftangriffe zu vermeiden [15]. Vielleicht noch mehr, je nachdem, ob seine Schätzung sich auf den Tag oder die Nacht bezieht, denn sie kontrollierten die ländlichen Regionen in der Nacht, auch wenn es am Tag nicht unbedingt der Fall war [16]. Desertionen waren ein grosses Problem für die afghanische Armee, bis zu 60% der Soldaten sollen zu den Mudjahedin übergelaufen sein [17]. Ein gewisser Teil vielleicht aus ideologischen Gründen, aber wohl eher wegen der kaltblütigen Grausamkeit der Kriegsführung auf beiden Seiten, in einer solchen Situation kann es vorkommen, dass man sich der stärkeren Fraktion ohne jegliche ideologische Betrachtungen anschliesst [18].

Abgesehen von einigen wenigen kritischen, hauptsächlich feministischen Stimmen war die Begeisterung über die afghanischen „Freiheitskämpfer“ in der westlichen Medienwelt einhellig. In einem Anflug orientalistischen Übereifers war der Enthusiasmus für die frommen und bärtigen Mudjahedin überschwänglich, sie wurden als unschuldige und bescheidene Stammesangehörige dargestellt, die, in Anbetracht einer Invasion durch das „Reich des Bösen“, bloss ihre Traditionen und ihre Religion verteidigen wollten und dabei von westlichen Geheimdiensten „ein bisschen“ unterstützt wurden. Kritische Journalisten riskierten, von eingebetteten Missionen mit den Mudjahedin ausgeschlossen zu werden und somit fast jeglichen Zugang zu Informationen zu verlieren. Die Berichterstattung der sowjetischen Presse war vermutlich sogar kritischer und objektiver, sie wird häufig als Beleg für Gorbatschows Politik der Glasnost angeführt [19]. Im Gegensatz zu den anderen sowjetischen Journalisten, die in Kabul stationiert waren, war Artyom Borovik ab 1987 in diverse sowjetische Truppen eingebettet [20]. Er schrieb kritische Artikel im Magazin Ogonyok und veröffentlichte 1990 ein Buch, das simultan auf Englisch und Russisch erschien [21].

Schon auf der ersten Seite ist der defätistische Ton gegeben: „Verrückte Leute nannten Afghanistan ‚eine Schule des Mutes‘. Und waren weise genug, ihre Söhne nicht dorthin zu schicken. Sie sprachen von ‚internationaler Pflicht‘, ‚der Schlacht gegen die Söldner des Imperialismus an den südlichen Grenzen unseres Vaterlandes‘, ‚der resoluten Zurückweisung der Aggression durch die Reaktionäre der Region‘. Und so weiter, und so fort. Sie versuchten, sich selbst und den Rest des Landes von der Tatsache zu überzeugen, dass Afghanistan ‚aus unreifen Jugendlichen standhafte Kämpfer für unseren kommunistischen Glauben macht‘. Doch sollte Afghanistan Leute zum Glauben inspiriert haben, so war es ein Glaube, der ganz anders war, als jener, welcher von unserer Propaganda proklamiert wurde.“ [22] Zudem räumt er offen ein, dass Amin vom KGB ermordet worden ist [23], spricht von Desertionen, verkauften sowjetischen Dienstwaffen [24] und auch über die von sowjetischen Soldaten begangenen Grausamkeiten [25]. Darüber hinaus zeigt sein Bericht, dass phantasievolle improvisierte Sprengfallen nicht vom IS erfunden worden sind: „Der Zwischenfall [die Entdeckung eines Thermoskruges mit eingebauter Sprengfalle] erweckt Verwunderung in mir über den beträchtlichen Erfindergeist dieser Banditen, über deren reiche und unerschöpfliche Vorstellungskraft. Innerhalb jedes befestigten Punktes – den Bunkern, Betonbunkern, den vierstöckigen Schützengräben unter dem Boden – finden die Soldaten mit Sprengfallen versehene Kugelschreiber, Uhren, Feuerzeuge, Kassettenrekorder und ähnliches. Der versteckte Tod ist so meisterhaft getarnt worden, dass nur jemand mit einem geübten Auge ihn sehen kann.“ [26]

Heroin als Bumerang

Wie schon damals in Vietnam, war Heroin erneut der Treibstoff des Krieges: „Aber sie [die amerikanischen und arabischen Zahlungen] führten auch, da sich viele an ihnen bereichern wollten, zu einem rapiden Anstieg der Kriminalität, vor der jeder die Augen verschloß, solange die Russen in Afghanistan standen, deren verheerende Folgen aber den Verwerfungen am Ende des Jahrzehnts den Weg bereiteten. So versorgten riesige Schiffsladungen mit leichten Waffen, die von der CIA geliefert und im Hafen von Karatschi gelöscht wurden, zunächst den lokalen Markt (und machten diese Stadt zu einer der gewalttätigsten der Welt), ehe sie an die offiziellen Empfänger weitergeleitet wurden. Und zurück kamen die Lastwagen mit Heroin, das aus dem in Afghanistan und in den ‚Stammesgebieten‘ an der pakistanischen Grenze angebauten Opium gewonnen und über Karatschi exportiert wurde. Die Begehrlichkeiten, die die amerikanischen und arabischen Hilfslieferungen weckten, und die riesigen Profite, die Gelegenheitskriminelle aus ihnen zogen, bereiteten nach Abzug der Sowjets zunächst den USA, dann auch den arabischen Staaten größtes Kopfzerbrechen, als hochgerüstete Gruppen, die ihrer Kontrolle entglitten waren und vom Drogenhandel lebten, nach eigenem Gutdünken überall auf dem Globus den Dschihad ausriefen.“ [27] Dieser Drogenschmuggel der Mudjahedin war ein offenes Geheimnis und wird auch von Mohammad Yousuf, dem für die Mission verantwortlichen Kommandanten des ISI, in seinen Memoiren offen eingeräumt [28].

Mitte der 1980er Jahre begann als direkte Folge der Heroinpreis ziemlich überall im Westen zu sinken und Heroinabhängige wurden in dieser Zeit in den meisten grossen Städten zu einem gängigen Strassenbild. Der Goldene Halbmond löste gleichzeitig allmählich das Goldene Dreieck als wichtigster geographischer Ursprung des weltweit konsumierten Heroins ab. Heutzutage produziert Afghanistan je nach Schätzungen etwa 90% davon. 2017 wurde der Umsatz der Heroinproduktion Afghanistans auf zwischen 4.1 und 6.6 Milliarden Dollar geschätzt, was 20 bis 32% des afghanischen BIP repräsentiert, sie garantiert etwa 400‘000 Afghanen einen Job, mehr als die afghanische Armee. Gleichzeitig ist die Abhängigkeit von Opiaten auch in der afghanischen Bevölkerung explodiert, was in einem Land, wo es an Platz für Friedhöfe mangelt, alles andere als erstaunlich ist. Epizentrum der afghanischen Drogenszene ist das Untergeschoss der Brücke Pul-sokhta in Kabul, eine massive Konzentration verdrängten Elends.

In die andere Richtung flossen anfänglich hauptsächlich leichte Waffen und die Absender waren um eine gewisse Diskretion bemüht. Gemäss Yousuf seien bis 1985 nur ursprünglich aus dem sozialistischen Block stammende Waffen an die Mudjahedin geliefert worden [29]. Damit konnten sie zwar den Boden kontrollieren, doch die sowjetische Armee kontrollierte die Luft: „Luftmacht war gewiss des Feindes grösste Stärke. Sie bescherte ihm nicht nur unbegrenzte Feuerkraft sondern auch Mobilität. Richtig benutzt und zusammen kombiniert könnte dies zur taktischen, oder gar strategischen Niederlage der Guerillas auf dem Schlachtfeld führen. Das Problem vom Standpunkt der Mudjahedin aus gesehen war nicht einmal, dass sie selbst keine Luftmacht hatten, sondern dass ihre Mittel, um den Beschuss der Flugzeuge und Helikopter des Feindes zu erwidern, sich auf einige alte SA-7 beschränkten, schultergestützte Kurzstrecken-Boden-Luft-Raketen.“ [30]

Das sollte sich 1986 ändern: Am 26. September testeten Kämpfer Hekmatyars zum ersten Mal die brandneue amerikanische Flugabwehrrakete Stinger im Gefecht [31]. Ob diese Tatsache ein Wendepunkt im Kriegsverlauf darstellte oder nicht, darüber streiten sich die Experten. Sie dürfte jedenfalls die sowjetische Niederlage besiegelt haben [32]. Unerwünschter Nebeneffekt der Sache war, dass die etwa 1‘000 gelieferten Stinger aufgrund der Korruption oder als Kriegsbeute manchmal bei ungeplanten Empfängern landeten, schon bald waren auch der Iran und Russland stolze Besitzer davon. Noch 2011 fragte man sich, wo die Stinger mittlerweile genau sein könnten, diverse jihadistische Gruppen rund um die Welt besitzen einen oder mehrere und die CIA investierte sogar doppelt so viel wie die Stinger selbst gekostet hatten, 65 Millionen Dollar, um so viele wie möglich davon zurückzukaufen.

Sowjetischer Rückzug, Machtergreifung der Taliban und Globalisierung des Jihad

Genau wie heute ein bisschen überall auf der Welt schlossen sich auch damals ausländische Freiwillige den Mudjahedin an, hauptsächlich von der arabischen Halbinsel und anderen islamischen Regionen. Während gewisse junge Araber aus reichem Haus (oder Palast) Afghanistan benutzten, um einen abenteuerlichen Urlaub zu verbringen [33], kamen andere ausländische Freiwillige mit ernsthafteren Absichten, so reiste z.B. ein gewisser Abu Mus‘ab al-Zarqawi Ende der 1980er Jahre nach Afghanistan, um sich Hekmatyars Fraktion anzuschliessen. Es war der Beginn einer langen jihadistischen Karriere und man würde später noch viel von ihm hören.

Zur Betreuung der ausländischen Freiwilligen gründete der Palästinenser Abdullah Azzam, ein nicht unbedeutender jihadistischer Theoretiker dieser Zeit, 1984 gemeinsam mit Osama bin Laden und Ayman al-Zawahiri das Dienstleistungsbüro, das 1986 sogar ein erstes amerikanisches Büro in Tucson im Bundesstaat Arizona eröffnete, um dort in der arabischen Gemeinschaft für die Mudjahedin zu rekrutieren [34]. Azzam starb am 24. November 1989 und bin Laden übernahm das Dienstleistungsbüro. Er gab ihm einen neuen Namen: die Basis, auf Arabisch Al-Qaida [35]. Sorgen darüber machte sich bei der CIA damals niemand, bin Laden war schliesslich gemäss der gängigen Einschätzung „nicht anti-amerikanisch“ [36].

Zu diesem Zeitpunkt war der sowjetische Rückzug schon weit fortgeschritten und der sowjetisch-afghanische Krieg ging allmählich in den afghanischen Bürgerkrieg über. Bereits am 4. Dezember 1987 war in Washington der geordnete sowjetische Rückzug zwischen der CIA und dem KGB diskutiert worden [37]. Nach dem Mauerfall Anfang November 1989 war den meisten Beteiligten klar, dass die Bündnisse von gestern nicht mehr die Bündnisse von morgen sein würden, das „Ende der Geschichte“ und seine genauen Konturen kannte allerdings noch niemand.

Im Herbst 1990 kam es zum Bruch zwischen bin Laden und Saudi-Arabien. Bin Laden wollte das Problem der irakischen Invasion von Kuwait mithilfe des Jihad lösen, Saudi-Arabien hielt eine amerikanische Intervention für die vernünftigere Lösung, auch Hekmatyar und Sayyaf wollten kein Bündnis mit den USA [38]. Mitte 1991 wurde bin Laden vom saudischen Geheimdienst freundlich informiert, dass die USA ihm womöglich auf den Fersen seien und er zu „seinem eigenen Wohl“ [39] aus Saudi-Arabien verbannt werde. Nach einem Zwischenhalt, je nach Quellen, in Afghanistan oder Pakistan fand er 1992 Unterschlupf im Sudan [40], wo 1989 die islamistische Nationale Kongresspartei von Omar al-Bashir durch einen Putsch an die Macht gekommen war.

Am 13. September 1991 einigten sich der amerikanische Staatssekretär James Baker und der sowjetische Aussenminister Boris Pankin auf eine beidseitige Einstellung der Unterstützung für die Rebellen respektive die Regierung der DVPA [41]. Im Dezember 1991, kurz vor dem Zusammenbruch der Sowjetunion, zog sich der KGB aus Afghanistan zurück und Anfang 1992 wurde wie vereinbart die Hilfe für Najibullah eingestellt [42]. Nach dem Fall seiner Regierung im April 1992 gibt es nicht mehr viele Gründe für eine aufgrund der grossen Gefahr und der chaotischen Lage sehr kostspielige amerikanische Präsenz. Die Türen der amerikanischen Botschaft waren schon seit 1989 in der Regel geschlossen, Ende 1992 zog dann das gesamte Personal in ruhigere Gefilde.

Der letzte amerikanische Botschafter in Kabul für eine Periode, die neun Jahre dauern sollte, Peter Tomsen, sorgte sich in seinem letzten Memo am 18. Dezember 1992 ziemlich weitsichtig über „die Bemühungen der islamischen Extremisten, Afghanistan als Basis für Training und Ausführung von Terrorismus in der Region und darüber hinaus zu benutzen“ [43]. Seine Einschätzung der Lage war (zurecht) düster, er schrieb einige Wochen später: „Amerikanische Beharrlichkeit in der Aufrechterhaltung unserer schon etablierten Stellung in Afghanistan könnte beträchtlich – auf günstige Art und Weise – zu einem gemässigten Ausgang beitragen, das wäre gleichbedeutend mit der Untergrabung der Extremisten, der Aufrechterhaltung einer Freundschaft mit einem strategisch gelegenen, freundlich gesinnten Land, einem Beitrag zur Erfüllung anderer Ziele in Afghanistan und einer breiteren zentralasiatischen Region, z.B. Betäubungsmittel, Wiedererlangung der Stinger, Anti-Terrorismus… Wir setzen uns der Gefahr aus, jene Stärken wegzuwerfen, welche wir uns in den letzten zehn Jahren zu einem beträchtlichen Preis aufgebaut haben… Unser Einsatz, wenn auch beschränkt, ist wichtig im heutigen geostrategischen Zusammenhang. Die Gefahr ist, dass wir das Interesse verlieren und vorteilhafte Investitionen in Afghanistan aufgeben, was eine Region gefährdet, wo wir wenige, aber wertvolle Hebel haben.“ [44] Kassandra hätte es nicht besser formulieren können…

Es soll hier nicht detailliert auf den bis 1996 dauernden Bürgerkrieg eingegangen werden, einzig auf jene politische Kraft, welche am Ende davon an die Macht gelangt war: die Taliban. „Taliban“ ist Paschtunisch für „Studenten“ und verweist auf ihren Ursprung in den Koranschulen der Region Kandahar und der pakistanischen Grenzregion. Im Frühling 1994 eroberten sie die erste Ortschaft, das Dorf Spin Boldak an der pakistanischen Grenze. Am 3. November des gleichen Jahres fiel ihnen die zweitgrösste Stadt Afghanistans, die südliche Grossstadt Kandahar in die Hände, weniger als ein Jahr später, im September 1995, die drittgrösste, mehrheitlich nicht-paschtunische Grossstadt Herat im Westen. Schon seit Frühling genossen sie die alleinige – wenn auch etwas misstrauische – Unterstützung des ISI, die Fraktion von Jaladdin Haqqani hatte sich damals ebenfalls den Taliban angeschlossen [45]. Im September 1996 eroberten sie Kabul und proklamierten am 27. das „Islamische Emirat Afghanistans“, der Beginn ihrer fünfjährigen Herrschaft über das Land.

Erst nach einem langen Hin und Her schafften sie es, den Norden des Landes vollständig zu kontrollieren. Die im Mai 1997 begonnene blutige Auseinandersetzung mit den hauptsächlich von Russland und dem Iran unterstützten lokalen Machthabern der Metropole des Nordens und viertgrössten Stadt Masar-e Sharif kulminierte im August 1998 in der Machtübernahme der Taliban und einem Massaker Tausender, hauptsächlich schiitischer Zivilisten. Nachdem ihre Regierung schon nach der Eroberung Kabuls von den USA anerkannt worden war, folgten nun Pakistan, Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate, auf der zwischenzeitlich im Herbst 1997 erschienen ersten offiziellen amerikanischen Liste ausländischer terroristischer Organisationen sucht man die Taliban oder Al-Qaida vergeblich [46].

Kurz vor dem Fall von Kabul griff bin Laden, der bereits im Mai 1996 nach Afghanistan zurückgekehrt war, tief in seine Tasche und übergab den Taliban drei Millionen Dollar von seinem persönlichen Vermögen zur Unterstützung des Angriffs auf Kabul, die Unterstützung des ISI verstärkte sich derweil mit dem Fall der Hauptstadt [47]. Nach den erfolglosen Attentatsversuchen gegen den ägyptischen Premierminister Atef Sidki 1993 und den Präsidenten Hosni Mubarak 1995 geriet die mit bin Laden verbundene ägyptische Gruppe Al-Jihad zunehmend unter Druck, genau wie die Gamaa Islamiya, die ebenfalls Kontakte zu ihm unterhielt, 1992 den Publizisten Faradsch Fauda ermordete und 1997 für das Massaker von Luxor verantwortlich war (62 Tote, hauptsächlich Touristen), und damit einhergehend auch das sudanesische Regime, das ihn beherbergte.

Die Rückkehr der „Afghanen“ nach Ägypten und Algerien Anfang der 1990er Jahre war gleichbedeutend mit der Einführung ihrer in Afghanistan gelernten Methoden: „In beiden Ländern führte die Einnahme Kabuls durch die Mudschahiddin noch im gleichen Jahr [1992] zu einer deutlichen Zunahme der Gewalt. Mehrere hundert algerische und ägyptische ‚Afghanen‘ waren in ihre Heimat zurückgekehrt. Sie hatten in Peschawar den ‚salafistischen Dschihadismus‘ kennengelernt und sorgten nun mit ihrer internationalen Erfahrung für eine Radikalisierung des lokalen Dschihad.“ [48] Andere ausländische Afghanistan-Veteranen trugen den Jihad nach Bosnien, Tschetschenien und Tadschikistan [49], auch der Kaschmir-Konflikt nahm als direkte Folge zunehmend eine jihadistische Wendung auf Seiten Pakistans [50].

Während der ersten Schlacht von Mogadischu, dem amerikanischen Fiasko am 3. und 4. Oktober 1993, waren ebenfalls „Afghanen“ beteiligt [51]. Black Hawk Down, das 1999 erschienene Buch darüber vom Journalisten Mark Bowden wurde 2001 von Ridley Scott verfilmt. Nach dem Abschuss von zwei Helikoptern wurden zwei amerikanische Soldaten vom Mob gelyncht, einige konnten gerettet werden, die Operation kostete 18 Soldaten der amerikanischen Koalition (zusammen mit Malaysia und Pakistan) das Leben, mehr als Tausend auf Seiten der Somalischen Nationalen Allianz und der mit ihnen verbündeten Jihadisten.

Die Truppen der UNO verliessen 1995 das Land und die verschiedenen Fraktionen bekriegten sich weiter. Die 2000 in Nairobi gebildete Übergangsregierung konnte erst im Dezember 2006 mit tatkräftiger Unterstützung Äthiopiens die jihadistische Allianz Union islamischer Gerichte aus Mogadischu vertreiben und eine prekäre Kontrolle über die Hauptstadt erlangen. Die gemässigten Kräfte der Allianz gingen ins Exil, eine Fraktion blieb: Al-Shabaab, Arabisch für „die Jugend“, der vollständige Name ist „Bewegung der Mudjahedin-Jugend“. Bereits als unabhängige Fraktion innerhalb der Allianz bestehend, wurde sie 2006 von Aden Hashi Ayro neu organisiert, er soll zuvor in einem afghanischen Trainingslager von Al-Qaida ausgebildet worden sein.

Al-Qaida, ein globales Netzwerk für den Jihad

Doch Afghanistan-Veteranen auf der Suche nach dem verlorenen Jihad alimentierten nicht nur diverse Kriege rund um den Globus, sondern waren auch dabei, Al-Qaida in Form eines globalen jihadistischen Netzwerkes neu zu organisieren, in jener Form also, wie man die Organisation heutzutage im wesentlichen kennt. Am 29. Dezember 1992 kam es in Aden, der ehemaligen Hauptstadt des Südjemens, zu einem gegen das amerikanische Militär gerichteten Bombenanschlag. Die Bomben explodierten in zwei Hotels, die bekannt dafür waren, amerikanisches Militärpersonal zu beherbergen, doch er verfehlte sein Ziel, es starben dabei ein Hotelangestellter und ein österreichischer Tourist, auch unter den Verletzten waren einzig Hotelangestellte und Touristen. Es ist historisch das erste Attentat von Al-Qaida in ihrer heutigen Form.

Die Autobombe, die am 26. Februar 1993 in einem unterirdischen Parkhaus des World Trade Center in New York explodierte und sechs Opfer forderte, genau wie jene am 13. November 1995 in einem Trainingszentrum des amerikanischen Militärs in Riad, welche fünf Amerikaner und zwei Inder tötete, werden ihr zugeschrieben, obwohl sie sich nie offiziell dazu bekannte. Erst die parallelen Anschläge gegen die amerikanischen Botschaften in Nairobi und Dar-es-Salam mit 224 Toten und mehr als 5‘000 Verletzten am 7. August 1998 konnten die amerikanischen Kriegsstrategen endgültig davon überzeugen, dass für die Verbündeten von gestern das Bündnis definitiv Geschichte war.

Es war der Wendepunkt im amerikanischen Verhältnis zu den Taliban. Aufgrund der seit Anfang der 1990er Jahre geplanten Trans-Afghanistan-Pipeline hatte die amerikanische Ölfirma Unocal 1996 gar ein Büro in der Taliban-Hochburg Kandahar eröffnet [52], um die Chancen auf einen lukrativen Vertrag gegenüber ihrer argentinischen Konkurrentin Bridas zu erhöhen. Der zunehmende feministische Druck hatte schon im Herbst 1997 dazu geführt, dass das Regime der Taliban erstmals von amerikanischer Seite durch Madeleine Albright und Hillary Clinton öffentlich kritisiert worden war [53].

Während die CIA begann, über eine geheime Operation zur Ergreifung bin Ladens in Afghanistan nachzudenken, verlor das Regime der Taliban Mitte September 1998 die Unterstützung Saudi-Arabiens [54]. Die Zusammenarbeit mit den pakistanischen und saudischen Partnern im „Kampf gegen den Terrorismus“ war jedoch prekär und von Ambivalenzen geprägt und trotz dem saudischen Bruch mit den Taliban flossen immer noch Millionen via saudische islamische Hilfsorganisationen in ihre Kassen [55]. Keinem Geheimdienst gelang es, den harten Kern von Al-Qaida zu infiltrieren [56] und niemand wusste, dass bin Laden seit spätestens Ende 1999 in Kandahar dabei war, grosse Pläne zu schmieden [57].

Diese Pläne wurden am 11. September 2001 umgesetzt, zwei Tage nach der Ermordung Massouds, die Folgen davon sind allseits bekannt. Die im Oktober 2001 begonnene amerikanische Invasion Afghanistans genoss sogar die Unterstützung Russlands und ein paar Monate später war das Regime der Taliban gestürzt. Die Chefetage landete entweder in Guantanamo oder im pakistanischen Exil, wo die Bewegung als Miliz 2003 wieder neu aufgebaut war. Der pakistanische Geheimdienst ISI hielt all das nicht davon ab, weiterhin einen Fuss in der Bewegung zu halten und sich gleichzeitig als treuer Verbündeter im „Krieg gegen den Terror“ darzustellen. Seitens der USA genoss Afghanistan seit dem Sturz der Taliban nicht mehr die oberste Priorität, man war mittlerweile schon mit dem Irak beschäftigt, eine Invasion, die auch für Al-Qaida gleichbedeutend mit dem Beginn eines neuen Kapitels war.

Nach dem Sturz von Saddam Hussein durch die amerikanische Invasion 2003 war der Widerstand gegen die amerikanische Besatzung von Anfang an beträchtlich. Die von Abu Mus‘ab al-Zarqawi angeführte Organisation Jamaat al-Tawhid wal-Jihad („Partei für den Monotheismus und den Jihad“) war eine massgebliche Kraft im Guerillakrieg gegen die neuen Machthaber in Bagdad. Im Herbst 2004 schwor er Al-Qaida die Treue und seine Organisation wurde zu ihrer Filiale im Irak, der Name wurde geändert in Tanzim Qaidat al-Jihad fi Bilad al-Rafidayn („Basisorganisation des Jihad in Mesopotamien“), gemeinhin bekannt als Al-Qaida im Irak. Die Gruppe wurde 2007 umbenannt in Islamischer Staat im Irak, 2013 endete das schon immer angespannte Verhältnis in einem Bruch und es entstand der Islamische Staat im Irak und der Levante [58], der 2014 ein globales Kalifat proklamierte und sich von da an, um diesen universellen Anspruch zu unterstreichen, schlichtweg Islamischer Staat nannte.

Zu den Thesen

Soviel zur wirklichen historischen Wurzel des IS, kommen wir nun zu den eigentlichen Thesen. Es ist ein marxistischer Gemeinplatz, eine beliebige unangenehme Sache als „ein Phänomen der kapitalistischen Krise“ zu proklamieren und dieser Versuchung erlag auch La Banda Vaga. Die Verbindung zwischen Weltwirtschaftskrise und Aufstieg der Muslimbruderschaft müsste allerdings schon belegt werden. Wie weiter oben schon angesprochen, muss der Ursprung des Islamismus eher in der Konkurrenz verschiedener Fraktionen der Bourgeoisie im Kampf gegen die britische Kolonialisierung gesucht werden.

Bezüglich der 1970er Jahre geht bei La Banda Vaga vergessen, dass die damalige Ölkrise für Öl exportierende Länder wie den Iran und Saudi-Arabien alles andere als eine Krise war. Wie weiter oben schon erwähnt, hat sie und die damit beginnende kapitalistische Restrukturierung zweifelsohne mit der Ausbreitung des Islamismus zu tun, doch diese Verbindung sind die daraus folgende ideologische Missionierung Saudi-Arabiens und der beginnende Niedergang der Arbeiterbewegung, der es den Islamisten erst möglich machte, „die arme städtische Jugend“ [59] zu rekrutieren, nicht ein von La Banda Vaga insinuiertes historisches Gesetz, gemäss welchem das Kapital bei jeder Krise mechanizistisch eine Dosis Islamismus absondere.

Auch die Abhandlung über den – im islamistischen Diskurs durchaus präsenten – Antisemitismus kann mit einem kurzen Verweis auf Bernard Lewis nicht als erledigt betrachtet werden. Es ist erst einmal sehr erstaunlich, dass eine kommunistische Gruppe auf diesen höchst kontroversen Autoren verweist. Lewis war zwar zum Anfang seiner Karriere Marxist, aber 1986, als das Buch Semites and Antisemites erschien, war er schon längst ein etablierter Propagandist der amerikanischen Neokonservativen. Der Verweis auf das antideutsche Dogma des „europäische[n] Exportgut[s] des Antisemitismus“ wird als Erklärung weder den jeweiligen historischen Zusammenhängen, noch jeglichem materialistischem Anspruch gerecht.

Sogar Lewis selbst führt einen materialistischen Grund für die Übersetzung der ersten Texte an: „Die christlichen Minderheiten hatten gute Gründe, gegen die Juden zu opponieren, denn sie waren ihre schärfsten kommerziellen Konkurrenten und es ist bezeichnend, daß Ausbrüche antijüdischer Agitation ohne Ausnahme von Boykottaufnahmen begleitet waren.“ [60] Natürlich wird die Bourgeoisie die „Schuld an allem Elend“ nicht in den Produktionsverhältnissen suchen, sei es nur schon, weil diese ihr alles andere als Elend bringen. Zudem müssten diese Übersetzungen wohl auch im Kontext der ersten zionistischen Auswanderungswelle in Richtung osmanisches Palästina gesehen werden, sowie der damit einhergehenden, beginnenden Theoretisierung des Zionismus, für welche – zumindest im Falle Herzls – die Tradition des deutschen Nationalismus eine nicht unbedeutende Inspirationsquelle darstellte.

Man braucht gar nicht erst auf die Tatsache zu verweisen, dass Lewis Anfang der 2000er Jahre einer der fleissigsten intellektuellen Propagandisten für die amerikanische Invasion des Iraks war, auch im zitierten Werk findet man höchst dubiose Aussagen, die nur mit einem Verweis auf den damaligen geopolitischen Kontext erklärt werden können. So behauptet er z.B., Kurdisch sei keine Sprache, und es gebe keine kurdische Literatur [61]. Die Erklärung für diese – offensichtlich falsche – Behauptung muss im Kontext der starken Aktivität und Propaganda der PKK in den 1980er Jahren und in der Tatsache gesucht werden, dass für Lewis die Türkei – neben Israel – den verlässlichsten Partner des Westens im Nahen Osten darstellte und somit natürlich gegen die separatistischen Bestrebungen der Kurden unterstützt werden musste. Genau aus dem gleichen Grund wiederholt er auch in diesem Werk seine hanebüchene These, gemäss welcher es nie einen Völkermord an den Armeniern gegeben habe, es war schlichtweg „eine entsetzliche menschliche Tragödie“ [62]. Der Berbersprache spricht er ebenfalls Schriftlichkeit und literarische Tradition ab [63], das ist nicht minder falsch denn die Verbannung des Kurdischen in die weniger zivilisierten Ränge, auch in diesem Fall ist die implizite Verteidigung der Arabisierungspolitik des damaligen algerischen Präsidenten und Freund des Westens Chadli Bendjedid als Reaktion auf den Berberfrühling 1980 alles andere als ein Zufall.

Für seinen epischen Widersacher Edward Said ist Lewis einer der Hauptvertreter des Orientalismus, d.h. jener Forschung, die, gemäss Said, den imperialistischen Interessen des Westens dient, indem sie einen durch den westlichen Intellektuellen konstruierten Orient zu analysieren versucht. Seine Analyse ist massgeblich von Michel Foucault beeinflusst und sie weist die gleichen Grenzen auf, nämlich den Widerspruch, dass einerseits jeglicher Diskurs als konstruiert gesetzt wird, aber andererseits dem „orientalistischen Diskurs“ vorgeworfen wird, er spreche nicht vom „Orient als solche[n]“ [64]. Said und Lewis führten gewissermassen einen Stellvertreterkrieg zwischen Palästina und Israel innerhalb der Mauern der angelsächsischen Akademie, doch ihre kulturalistische Sichtweise hinderte beide daran, die kapitalistische Produktionsweise als solche zu erfassen. Die „Beherrschung durch Europa“ [65] bei Lewis findet ihr Echo in der „Stärke des westlichen kulturellen Diskurses“ [66] bei Said. Beide verkennen die Erschliessung des Weltmarkts durch das Kapital als materielle Grundlage der vermeintlichen kulturellen Überlegenheit des Westens.

Genau aus diesem Grund ist es problematisch, sich zur Etikettierung des Islamismus als antisemitisch auf Lewis zu berufen. Für ihn ist der Antisemitismus ein „Virus“, der „in den Blutkreislauf des Islams eingedrungen ist“ [67], Kultur also als gesunden, homogenen Körper, der von Krankheiten bedroht wird, eine Sichtweise, die Kommunisten eigentlich fernliegen sollte. Islamistischer Antisemitismus ist nicht ein „Exportgut“, sondern manifestiert sich in den meisten Fällen im Zusammenhang der Unterstützung nationalistischer Ansprüche der palästinensischen Bourgeoisie. Die islamistische Feindschaft gegenüber Juden artikuliert sich weder auf einer rassistischen noch auf einer kulturalistischen Grundlage, Juden sind schlicht und einfach Ungläubige und werden aus diesem Grund gehasst, genau wie die Christen, sie haben jedoch genau wie diese, zumindest theoretisch, als ahl-ul-kitab, „Leute des Buches“, die Möglichkeit, die Schutzsteuer Jizya zu bezahlen und unbehelligt im Kalifat zu leben, im Gegensatz z.B. zu den als Ketzern betrachteten Schiiten oder den als Teufelsanbeter betrachteten Jesiden, die in der Hierarchie des IS deutlich tiefer stehen und denen im besten Falle ein Leben als Sklave zugestanden wird.

Ende November 2015 erschien in der Nr. 7 der französischsprachigen Zeitschrift des IS Dar al-Islam gar ein Nachdruck eines Texts des jihadophilen französischen Schriftstellers Marc-Édouard Nabe (auch bekannt unter seinem literarischen Pseudonym Alain Zannini), in welchem er die Verschwörungstheorien Alain Sorals angreift [68]. Islamisten glauben gewiss auch, dass Juden in diversen Verschwörungen engagiert sind (wozu jihadistische Anschläge selbstredend nicht zählen), aber dieser Glaube ist nicht ein ideologisch überdeterminierendes Element wie für Nazis oder Spezialisten für Verschwörungstheorien wie z.B. Elsässer, Soral oder Meyssan. „Schuld an allem Elend“ sind für Islamisten logischerweise nicht „die Produktionsverhältnisse“, aber auch nicht „verborgene Strippenzieher“, sondern schlicht und einfach die Tatsache, dass die Welt dekadent bleiben wird, solange sie nicht unter der Herrschaft eines globalen und gottgefälligen Kalifats steht. Konvertiten jüdischen Ursprungs sind beim IS übrigens sowohl in der Telegram-Gruppe als auch im Kalifat selbst willkommen [69].

Was die Thesen 2 und 3 betrifft, sind wir uns hingegen im wesentlichen einig. Leider haben beide einen toten Winkel, denn sie nicht fähig, zu erklären, weshalb sich die „arme städtische Jugend“ ab den 1970er Jahren den Islamisten anschloss, vorher jedoch nicht. Die Erklärung hierfür ist die beginnende kapitalistische Restrukturierung und der damit einhergehende Niedergang der Arbeiterbewegung, zuvor engagierte sich dieses Segment der Bevölkerung grösstenteils in panarabischen und/oder sozialistischen Bewegungen. Diese Restrukturierung kann gemäss Théorie communiste folgendermassen zusammengefasst werden: „Die Restrukturierung als Niederlage, Ende der 1960er Jahre und während den 1970er Jahren, dieses auf die Arbeiteridentität gegründeten Kampfzyklus hatte als Inhalt die Zerstörung all dessen, was zu einem Hindernis der Fluidität der Selbstvoraussetzung des Kapitals geworden war. Man fand einerseits alle Trennungen, Absicherungen, Vorschriften, welche der Wertminderung der Arbeitskraft entgegen standen, da sie verhinderten, dass die gesamte Arbeiterklasse, weltweit, in der Kontinuität ihrer Existenz, ihrer Reproduktion und ihrer Vergrösserung, sich als solche dem gesamten Kapital stellen musste. Man fand andererseits alle Zwänge des Kreislaufs, des Umschlags, der Akkumulation, welche die Umwandlung der Überproduktion in Mehrwert und zusätzliches Kapital verhinderten. Jegliche Überproduktion muss überall ihren Markt, jeglicher Mehrwert überall seine Möglichkeit, als zusätzliches Kapital zu operieren, d.h. die Möglichkeit, sich in Produktionsmittel und Arbeitskraft umzuwandeln, finden können, ohne dass eine Formalisierung des internationalen Zyklus (Ostblock, Peripherie) diese Umwandlung vorherbestimmt. Das Finanzkapital war der leitende Architekt dieser Restrukturierung. Mit der in den 1980er Jahren vollendeten Restrukturierung fallen die Mehrwertproduktion und die Reproduktion der Produktionsbedingungen desselben zusammen.“ [70]

Diese Tatsache ist sicherlich eine „Niederlage der Linken“, doch sie ist viel mehr als nur das, allen voran hat sie grosse Auswirkungen auf die „sogenannte Unterentwicklung großer Regionen des politischen Südens“. Am Ende der zweiten These wird der politische Islam auf einen Taschenspielertrick der herrschenden Klassen in den jeweiligen Ländern reduziert: „Nicht zuletzt angesichts dieser strukturellen Desintegration entdeckten viele Staaten des Nahen Ostens den Islam als integrative Kraft, um die gesellschaftlichen Probleme wenn schon nicht zu lösen, so doch ideologisch zu überdecken.“ Ideologie ist weit mehr als diskursiver Betrug, „jede Ideologie [hat] die (sie definierende) Funktion […], konkrete Individuen zu Subjekten zu ‚konstituieren‘“ [71]. Die 1973 beginnende „islamistische Epoche“ [72] ist auch damit zu erklären, dass kriselnde nationalistische Regime die zunehmend erstarkenden Islamisten als repressive Hilfskraft gegen die Linken benutzten [73]. Die ideologische Neuorientierung der ägyptischen Bourgeoisie auf den Trümmern des Nasserismus und der im Werk Kepels umfassend dargestellte Aufstieg des Islamismus in der gesamten islamischen Welt können nicht auf eine „Manipulation der Massen“ reduziert werden, sie sind gleichbedeutend mit dem Beginn einer neuen Epoche.

Diese neue Epoche, die von der Banda Vaga diagnostizierte „Niederlage der Linken“, ist der Beginn der Restrukturierung, sie beginnt zur gleichen Zeit wie Kepels „islamistische Epoche“. Die Ölkrise lieferte Saudi-Arabien die nötigen Erträge und machten ihren Beginn erst möglich. Die Restrukturierung eröffnete den Niedergang der Arbeiterbewegung und die industriellen Heilsversprechen diverser nationalistischer Regime wurden nun endgültig als Illusion wahrgenommen. Diese Entwicklung wird in These 4 in ihren Grundzügen zusammengefasst. Auch in Bezug auf das Recycling des anti-imperialistischen Diskurses sind wir uns einig: „Obwohl er [der Islamismus] ein Produkt einer gescheiterten Modernisierung und des Niedergangs des panarabischen Nationalismus darstellt, führt er das Erbe des panarabischen Antiimperialismus in einer religiösen Form weiter, die Umma wird als von imperialistischen Ungläubigen belagert betrachtet.“ [74] Einzig die „emanzipatorische Hoffnung“ des Sozialismus gilt es zu relativieren: Als vom Programmatismus getragene Affirmation der Arbeiterklasse ist diese Perspektive obsolet geworden.

In These 5 bezeichnet La Banda Vaga den „Islamismus“ als „patriarchales Projekt“. Es handelt sich jedoch viel eher um eine moderne Form der Männerherrschaft. Ein „Patriarch“ ist ein Stammesführer, der Begriff „Patriarchat“ kann u.U. eine adäquate Darstellung der Männerherrschaft z.B. in von Taliban beherrschten paschtunischen Stammesgebieten oder von Al-Shabaab kontrollierten Dörfern irgendwo im somalischen Hinterland sein, aber bestimmt nicht bezogen auf den IS und auch nicht auf den Iran, beide sind Produkte der Moderne. Olivier Roy betonte schon 1992 den Unterschied zwischen dem Frauenbild im traditionellen Islam und im Islamismus: „Die Frauenfrage ist […] einer der Punkte des Bruches des Islamismus mit dem traditionellen Fundamentalismus. Die Islamisten halten die Rolle der Frau in der Bildung und der Gesellschaft für wesentlich. Sie sehen sie als Person und nicht mehr nur als Instrument zur Befriedigung der sexuellen Begierde und zur Reproduktion.“ [75] Einmal mehr ist der Iran ein denkbar schlechtes Beispiel, um diese These zu belegen. Zwar werden Frauen im Iran in diversen gesellschaftlichen Bereichen diskriminiert, doch die öffentliche Sphäre ist ihnen nicht vollständig verschlossen wie unter einem eher traditionalistisch geprägten islamistischen Regime wie z.B. jenem in Saudi-Arabien oder der Taliban.

Das gleiche gilt für das Regime des IS. Betreffend der Rolle der Frauen beim IS stellt der Soziologe Farhad Khosrokhavar zurecht einen Paradigmenwechsel fest: „Bevor der IS 2014 auftauchte, engagierten sich sehr wenige Frauen in Europa für den Jihad. […] Zwischen 2013 und 2015 sieht man einen beträchtlichen Anstieg der Anzahl im Jihad engagierten Frauen: Sie sind mehr als 500 (10%) von den ungefähr 5‘000 Personen, die aus westlichen Ländern nach Syrien gereist sind.“ [76] Frauen formten im Kalifat eine eigene Brigade der Sittenpolizei, sie kämpften manchmal an der Front oder verübten Anschläge, alles Tätigkeiten, die z.B. ein paschtunischer Anhänger der Taliban als für Frauen höchst unangebracht betrachten würde. Vermutlich stimmt die etwas paternalistisch tönende Bemerkung der Banda Vaga, dass Frauen „in diesem System also eigentlich nichts zu gewinnen haben“, nur gibt es auf dieser Welt ohnehin nicht viel zu gewinnen, insbesondere als Frau und noch weniger als proletarische Frau.

Würde es stimmen, dass sich diese Frauen, wie es La Banda Vaga behauptet, nur dem IS anschliessen, „weil sie zumindest psychisch vom Ordnungsversprechen des Islamismus profitieren, das ihnen einen festen Platz in der Weltordnung zuweist und dadurch Orientierung bietet“, muss die Frage aufgeworfen werden, wieso sich zuvor so wenige Frauen jihadistischen Gruppen anschlossen. Es muss wohl eher davon ausgegangen werden, dass für die meisten dieser Frauen das Leben im Kalifat eine emanzipatorische Perspektive im Vergleich zum Leben im konservativen Elternhaus darstellte, auch wenn man diese Tatsache nur zähneknirschend akzeptieren kann.

Die von La Banda Vaga vorgebrachten psychoanalytischen Erklärungsversuche erklären in Wirklichkeit nicht gar viel, der subtil gehaltene Nazivergleich in Form der Anspielung auf Theweleits „Männerphantasie“ noch weniger. Pathologisierung ist keine Erklärung. Im Absatz über die rekrutierten Frauen glaubt man, zwischen den Zeilen eine Art Bedauern zu erkennen, dass „wir“ es nicht geschafft haben, sie vorher zu rekrutieren, da es bei „uns“ vermeintlich viel mehr „zu gewinnen“ gibt. „Frauenrechte“ sind, auch „wenn vorhanden“, proletarischen Frauen sowieso meistens nicht zugänglich, genauso wenig die öffentliche Sphäre, das Netzwerk der RAWA in Afghanistan unter den Taliban beispielsweise wurde einfach noch klandestiner, besonders öffentlich war es schon zuvor nicht. Die Situation der Frauen unter islamistischen Regimes gründet nicht auf „Männerphantasien“, sondern ganz klaren ideologischen Vorgaben im theologischen Kleid (Koran, Hadithe, Scharia und einer bestimmten Interpretation davon), und „Männerphantasien“ können auch bestens unter säkularen Regimes ausgelebt werden, so war es z.B. in Ägypten 2011 der heutige Präsident al-Sisi, der sich besonders eifrig für „Jungfräulichkeitstests“ an Demonstrantinnen einsetzte.

Bezüglich der These 6 könnte man schwer das Gegenteil behaupten, nur wie hätte der Arabische Frühling sein „Scheitern“ vermeiden sollen? Einzig eine kommunistische Weltrevolution hätte uns letztendlich erlaubt, von einem „erfolgreichen“ Arabischen Frühling zu sprechen. Zudem waren die Proteste nicht zuerst „explizit säkular bzw. sozial“ und nach ihrem „Scheitern“ tauchten aus dem Nichts Islamisten auf. In Tunesien gelten Epizentren der Proteste wie Sfax, Kasserine oder Ben Guerdane als islamistische Hochburgen und das war auch vor 2010 schon so. Die Tatsache, dass die Muslimbrüder ihren Mitgliedern in Ägypten verbieten mussten, an den Protesten teilzunehmen, deutet darauf hin, dass die Basis wohl ziemlich enthusiastisch daran teilnahm, vermutlich hauptsächlich zur Verteidigung ihrer grundlegendsten Klasseninteressen, im Gegensatz zu radikaleren Islamisten wie z.B. die Anhänger des IS, die sich wohl eher in einer strategischen Optik der Destabilisierung der Staatsgewalt daran beteiligt haben dürften. Was Théorie communiste zum Interklassismus in den Gelbwesten schrieb, kann auch auf den Arabischen Frühling angewendet werden: „Die Frage ist jene des Lebensstandards, der Einkommen. Doch diese Frage bleibt nicht eine wirtschaftliche Frage, sie wird unmittelbar politisch. Die Abgaben, die Steuern, das ist der Staat. In dieser unmittelbaren Verwandlung der Wirtschaft in Politik findet der Interklassismus seine Form, die ihn definiert und stärkt.“ [77]

In der These 7 bezeichnet La Banda Vaga den „Islamismus als ein Mittel imperialistischer Machtpolitik“, was er selbstverständlich sein kann, aber nicht zwingend sein muss. Während im Falle der Al-Qaida durch das Büro der Taliban in Doha eine lose Verbindung zur „Staatengemeinschaft“ besteht, kann das vom IS nicht behauptet werden. Trotz punktueller türkischer Unterstützung, kann nicht von einem „Bündnis“ gesprochen werden, wie in einem älteren Text bereits dargelegt wurde: „Waffenlieferungen aus der Türkei treffen freilich ziemlich regelmässig in Syrien ein, wie z.B. jene, welche vor ein paar Jahren einen Skandal ausgelöst hatte. Es ist auch wahrscheinlich, dass der Islamische Staat vom türkischen Militärapparat als geringeres Übel im Vergleich zur PYD betrachtet wird. Das reicht jedoch nicht, um von einem ‚Bündnis‘ zu sprechen, die wirklichen Verbündeten der Türkei sind eher gemässigtere islamistische Gruppen wie z.B. der Jabhat Tahrir Suriya.“ [78]

Das diplomatische Parkett des IS ist die kriminelle Unterwelt und dort werden sehr wohl Beziehungen gepflegt, z.B. zu als Rekrutierungsagenturen fungierenden islamistischen Strassengangs in Trinidad und Tobago oder zur Camorra. Es dürfte somit kein Zufall sein, dass sich die Attentäter von Paris 2015 ihre gefälschten Dokumente via Neapel beschafften. Diese kriminelle Unterwelt ist natürlich auch „in imperialistische Politik und die Dynamiken der Staatenkonkurrenz eingebettet“, nur ist es nicht immer so einfach, herauszufinden, auf welche präzise Art und Weise. Es wird auch immer wieder mal gemutmasst, dass diese pax mafiosa der Hauptgrund dafür ist, dass es in Italien noch nie zu einem jihadistischen Anschlag gekommen ist.

In der These 8 kommt La Banda Vaga zu folgender Schlussfolgerung: „Wer deshalb seine Hoffnung im Kampf gegen den Islamismus auf den aufgeklärten Westen setzt, scheint zumindest unter historischer Kurzsichtigkeit zu leiden.“ Da sind wir natürlich gleicher Meinung, das gleiche gilt für die Bemerkung in der folgenden These: „Eine Verharmlosung des Islamismus aus Angst, die antimuslimischen Rassismus im Westen zu stärken und zu befördern, ist vor diesem Hintergrund ebenso fehl am Platz wie die ‚antiimperialistische‘ Verklärung des Islamismus zu einer antikapitalistischen Bewegung, wie sie zumindest in Teilen der Linken bis heute anzutreffen ist.“ Nicht minder einig sind wir uns in der Verurteilung einer „Volksfront gegen den Islamismus“, doch im restrukturierten Kapitalismus sind die Zeiten der Volksfronten sowieso hinter uns. Schade, dass auch hier wieder der implizite Nazivergleich durchschimmert, genau wie in der folgenden Bemerkung: „Wer aber vom Kapitalismus nicht reden will, sollte auch vom Islamismus schweigen.“ Extremismustheoretische Betrachtungen sollten wir der Bourgeoisie überlassen, sie sind nämlich ebenfalls eine „Aufgabe der eigenen Positionen“.

Zusammenfassend kann also gesagt werden, dass wir in vielen Punkten gleicher Meinung sind. Neben den methodologischen Differenzen verorten sich unsere Meinungsverschiedenheiten allen voran in der Analyse des Antisemitismus, der Rolle des Irans, der Situation der Frauen und allgemeiner auf taxonomischer Ebene. Wie weiter oben betont, tendiert La Banda Vaga dazu, Äpfel mit Birnen zu vergleichen und nicht zwischen eher politischen und jihadistischen Ausprägungen des Islamismus zu unterscheiden, zudem wird der quietistische, unpolitische Teil des Salafismus nicht erwähnt, obwohl er eigentlich ebenfalls in die Kategorie „Islamismus“ gehört.

Die Unterschiede zwischen dem Iran, den Muslimbrüdern und dem IS sind viel grösser, als man es bei der Lektüre der Thesen erahnen könnte, es wäre deshalb wohl auch sinnvoller, diese Phänomene getrennt voneinander zu analysieren. Sowohl die Islamische Republik als auch die Muslimbruderschaft sind Überbleibsel der Moderne, der IS hingegen repräsentiert nicht den „idealtypischen Islamismus“ (eine materialistische Geschichtsschreibung kennt keine „Idealtypen“), sondern schlichtweg jihadistischen Islamismus auf der Höhe unserer Zeit, seine Verschmelzung mit der kriminellen Unterwelt als ein Produkt des restrukturierten Kapitalismus.

Was tun? „Kommunismus oder Barbarei“, das ist in der Tat die Alternative. Erst wenn auch der letzte Gold-Dinar kommunisiert sein wird, werden wir keine solchen Texte mehr schreiben müssen. Théorie communiste beschrieb das Verhältnis vom Islamismus zur Globalisierung des restrukturierten Kapitalismus folgendermassen: „Er [der Islamismus als innere Opposition] ist nicht ihr Widerspruch, sondern ihr Schatten.“ [79] Wer einen Schatten bekämpfen will, würde auch gegen Windmühlen kämpfen, die Erfolgsaussichten sind in beiden Fällen gering. Und leider muss man davon ausgehen, dass das Kapital nicht den gleichen Fehler machen wird wie Peter Schlemihl.

Doc Sportello

Juni 2019

Sur la « racine » de l’État islamique : une critique des « Thèses sur l’islamisme » de La Banda Vaga

En octobre 2018, La Banda Vaga a publié ses « Thèses sur l’islamisme ». Leur constat initial peut tout à fait être partagé : « Le flot d’analyses journalistiques et scientifiques n’est plus guère gérable, des analyses matérialistes décentes sont toutefois rares. C’est pour cette raison qu’il nous semble urgemment nécessaire de déclencher un débat de gauche sur la nature de l’islamisme et la manière d’y faire face. » En outre, on ne peut que saluer la caractérisation de l’islamisme comme « un phénomène moderne », la référence à la construction d’un « islam véritable » ne constitue à cet égard qu’une contradiction apparente.

On n’a donc pas affaire à une « idéologie moyenâgeuse », comme on le prétend fréquemment. Tout travail de recherche sérieux sur le sujet partage généralement cette définition comme le plus petit dénominateur commun : « La dimension politique de l’islamisme est complexe et en grande partie liée aux politiques identitaires de ses adeptes. Les idées islamistes font cependant largement partie d’un modernisme musulman vieux de plus d’un siècle. L’islamisme a émergé à la fin du XIXe siècle avec plusieurs autres mouvements intellectuels dans le monde musulman. Ils étaient essentiellement la réponse des élites intellectuelles au déclin politique de l’Empire ottoman et au renforcement subséquent du contrôle colonial des sociétés musulmanes par les puissances impériales européennes. » [80]

Ces lignes n’auraient pourtant jamais été écrites si ces thèses n’étaient pas passablement critiquables. Un premier point de critique est la précision définitoire manquante : « Un mouvement est en conséquence seulement islamiste s’il a la prétention de créer une réalité alternative aux rapports existants, de transformer en grande partie les structures sociales, les normes culturelles et la base économique de la société selon les doctrines islamistes. » Un peu près chaque mouvement politique veut « créer une réalité alternative aux rapports existants » et la transformation des « structures sociales, [d]es normes culturelles et [de] la base économique » est tout sauf une description précise de quoi que ce soit. Concernant « les structures sociales » et « les normes culturelles », la définition est tautologique : est islamiste, qui veut que la société devienne islamiste. Par rapport à « la base économique », on se demande en revanche, ce que cela signifie pour de vrai. Sommes-nous d’accord que « la base économique » est la société capitaliste en tant que totalité à l’échelle mondiale ou est-ce que « l’islamisme dans un pays » est-il possible pour La Banda Vaga ?

Or, Oxford ne fournit pas de définition beaucoup plus précise non plus : « Le terme ‘islamisme’ représente du moins une forme d’activisme social et politique basé sur l’idée que la vie publique et politique devrait être guidée par une série de principes islamiques. En d’autres termes, les islamistes sont ceux qui pensent que l’islam devrait jouer un rôle important dans l’organisation d’une société à majorité musulmane et ils essayent de répandre cette croyance. » [81] Cela est largement dû au fait que le terme « islamisme » rassemble sous une étiquette beaucoup de courants parfois très différents les uns des autres et se prête donc très mal à une définition précise. C’est le problème fondamental des thèses : sont-elles des thèses sur l’EI, sur les talibans, sur les Frères musulmans, sur l’Iran ou sur tout l’islam marqué d’une manière ou d’une autre par des traditions conservatrices ?

L’Iran comme bouc émissaire

Pour des raisons à peu près inexplicables, l’Iran est mentionné en premier : « Cette approche dirige notre regard vers l’Iran, pas uniquement, mais en grande partie. Avec sa ‘révolution islamique’, ce qui, pour de vrai, veut dire contre-révolution, l’islamisme monta sur la scène mondiale pour la première fois en tant que force propre. Comme ‘produit phare’ influent de l’islamisme, il constitue aussi, malgré toutes les différences (notamment confessionnelles), une racine de la terreur et des tentatives de constitution d’un État de la part de l’EI. » Le problème ici, c’est que le modèle étatique de l’Iran est tout sauf « traditionnellement musulman » : l’Iran est une république avec une constitution, une séparation des pouvoirs et des élections plus ou moins démocratiques.

Olivier Roy a déjà analysé la situation de manière assez pertinente en 1992 dans son ouvrage L’Échec de l’Islam politique : « Pourquoi établir un droit positif alors qu’il y a la charia ? L’Iran s’est en effet doté d’une véritable Constitution qui n’est pas de l’ordre du slogan, mais qui organise réellement le fonctionnement d’un ensemble d’institutions, sans trop se soucier de leur conformité avec la charia ; de manière significative, la légitimité de la Constitution est explicitement fondée en son article 1 sur la volonté populaire, et non sur la seule charia. » [82] Dans sa conclusion, il souligne une fois de plus explicitement la modernité culturelle de l’islamisme chiite comparé à son pendant sunnite : « Les modèles politiques et même culturels à l’œuvre dans la révolution islamique d’Iran sont modernes par rapport à des régimes comme l’Arabie Saoudite, ou même par rapport au débat qui agite les néofondamentalistes sur les vertus que doit avoir le futur ‘amir’ d’un État islamique .» [83]

« La contre-révolution islamique » fut malgré tout aussi une révolution bourgeoise, même si la bourgeoisie conservatrice et religieuse s’est trouvée à sa tête. Il ne faudrait pas oublier qu’une monarchie vieille de plus de deux mille ans a été envoyée dans les poubelles de l’histoire. La défaite de la composante communiste de l’insurrection contre le chah découle du début du déclin du mouvement ouvrier à l’échelle globale. Si le Tudeh avait pris le pouvoir, les prolétaires iraniens auraient tout simplement été envoyés comme chair à canon en Afghanistan, non pas en Irak, et l’État iranien aurait coulé dix ans plus tard avec tout l’empire soviétique. Il y avait à tout le moins de la lucidité dans la tendance autour de Mansoor Hekmat et parmi les communistes kurdes, de toute manière en grande partie sceptiques, de se méfier en soi d’une alliance avec les mollahs. Pour ceci en tout cas, l’histoire leur a donné raison.

Aujourd’hui, Téhéran et Moscou sont néanmoins des partenaires très proches. Avec la constitution de l’EI, cela n’a quand même pas grand-chose à voir. Tandis qu’il y avait une espèce d’armistice avec Al-Qaïda qui existe peut-être toujours, qui n’était pourtant jamais une véritable collaboration, si elle existait, elle était davantage façonnée par l’opportunisme et le chantage mutuels, cela n’a jamais été le cas avec l’EI, les troupes iraniennes le combattent activement en Irak, souvent à l’aide de chair à canon comme les Hazaras d’Afghanistan auxquels on promet la citoyenneté iranienne s’ils devaient vraiment survivre au massacre. L’histoire récente de l’Iran mériterait son propre texte et ne peut certainement pas être considérée comme une « racine » de l’EI, d’autant moins que même les rapports avec Al-Qaïda et sa tradition historique sont pleins de contradictions.

L’islamisme sunnite

Cette racine, il vaut mieux la chercher dans l’histoire de l’islamisme sunnite. De manière très schématique, on peut diviser sa phase moderne en trois périodes. La première commence, comme esquissé plus haut par Poljarevic, à la fin du XIXe siècle, c’est celle de sa production théorique, l’islamisme n’est pas ou guère présent sur la scène politique. La Ligue musulmane panindienne, fondée en 1906, est l’une des premières organisations explicitement politiques. Il s’agissait néanmoins surtout d’un nationalisme alternatif à celui de la majorité hindoue, la même chose est valable pour la Jamaat-e-Islami fondée en 1941, d’un point de vue historique, ces développements ont malgré tout de l’importance, ne serait-ce qu’au sujet de la tradition deobandie qui y est liée et qui est un point de repère idéologique important pour les talibans. Comme dans le texte de La Banda Vaga, cette tradition spécifiquement régionale liée au sous-continent indien est souvent oubliée, la tradition égyptienne liée à Al-Azhar et à la fondation des Frères musulmans en 1928 est bien plus connue.

C’est là le début de la période politique, elle est marquée par un activisme croissant de la part d’une bourgeoisie qui est en règle générale plus ou moins isolée politiquement et qui représente d’un point de vue idéologique une forme alternative de modernisation capitaliste avec une plus grande place pour les traditions religieuses. L’influence des Frères musulmans était politiquement peu importante, se limitant à la gestion d’institutions scolaires comme par exemple au Qatar dès les années 1950. Sur le sous-continent indien, les bourgeoisies musulmane et hindoue se livrèrent à une bataille pour leur part de gâteau postcolonial ce qui a eu comme résultat l’indépendance du Pakistan et ensuite celle du Bangladesh.

Un théoricien majeur de la tradition égyptienne était Sayyid Qotb, même s’il a acquis cette importance en grande partie après sa mort. Il est né le 9 octobre 1906 dans une famille de propriétaires terriens conservateurs et se joignit aux Frères musulmans au début des années 1950 après avoir déjà rédigé ses premiers écrits théoriques. Gilles Kepel résume ainsi son innovation théorique particulière : « Pour Sayyid Qotb et ses émules, au contraire, l’histoire moderne des pays musulmans depuis les indépendances est dénuée de toute valeur exemplaire. Elle est même dévalorisée, stigmatisée par un terme arabe venu du Coran, jahiliyya, qui désigne l’état d’ignorance’ dans lequel vivaient les Arabes avant la Révélation de l’islam au prophète Mohammed, au début du septième siècle de l’ère chrétienne. Les musulmans de l’âge des nationalismes ignorent l’islam, selon Qotb, à l’instar des Arabes païens de la jahiliyya primitive. De même que ceux-ci adoraient des idoles de pierre, les contemporains de Qotb vénèrent, selon lui, les idoles symboliques que sont la nation, le parti, le socialisme, etc. En déniant ainsi la prétention des nationalistes à fonder l’Histoire et en les rejetant dans les ténèbres d’avant la Révélation, Qotb effectue une révolution culturelle. » [84]

Il est sans doute le premier théoricien islamiste à avoir théorisé le tawhid dans une version politique conséquente et moderne. Le tawhid est la croyance en l’unicité de Dieu, les premiers mots de la chahada, la profession de foi représentant le premier pilier de l’islam. Cela ne viendrait à l’idée à un peu près aucun musulman de l’interpréter ainsi, personne ne veut se rendre la vie plus compliquée que ce qu’elle l’est déjà. Qotb a été exécuté 1966 sous Nasser, mais son héritage théorique, contrairement à ce que l’on aurait pu croire initialement, a eu beaucoup d’impacts. Au nom de ce principe, les talibans ont dû faire sauter deux statues de bouddha pour éviter aux habitants de leur émirat le shirk, la chute dans l’idolâtrie, la mécréance, le contraire du tawhid. De vieilles statues suscitèrent à l’époque beaucoup d’indignation, bien plus que la répression permanente et systématique contre tous les adversaires politiques et contre presque tout le monde, contre les femmes en particulier. C’est la base théorique contre tous les concepts occidentaux de gouvernement, l’objectif est le califat, la domination de l’oumma, il y a seulement des désaccords sur la manière, mais l’enthousiasme pour l’idée d’une république islamique dans ces milieux est très limité, voire inexistant.

« La victoire du pétro-islam »

« La victoire du pétro-islam » n’était pas iranienne, mais saoudienne. La crise pétrolière de 1973 permit à l’Arabie saoudite l’ouverture de la boîte de Pandore : « L’Arabie Saoudite acquiert alors des moyens illimités pour mettre en œuvre son ancienne ambition d’hégémonie sur le sens de l’islam à l’échelle de l’Oumma, de la Communauté des Croyants tout entière. Durant les années 1960 le dynamisme du nationalisme avait relativisé l’importance politique de la religion. La guerre de 1973 change la donne. La doctrine wahhabite ne jouissait de prestige, en dehors de la péninsule, que parmi les milieux rigoristes (ou ‘salafistes’) qui se réclamaient d’une mouvance internationale disparate : les Frères musulmans arabes y côtoyaient des groupes indiens et pakistanais ainsi que des musulmans négro-africains ou asiatiques passés par La Mecque et revenus prêcher ‘à l’arabe’ dans leur pays pour y purger l’islam des ‘superstitions’. » [85]

Cela n’a été ni prévu ni planifié (peut-être espéré), mais la conjoncture était appropriée. Or, cette « dévotion moderne » a dû inévitablement poser la question du pacte saoudo-wahhabite et de la prétention saoudienne à la domination tôt ou tard. Cela arriva le 20 novembre 1979, premier jour de l’an 1400 selon le calendrier islamique. Le choix de la date fait allusion à la tradition musulmane du moujaddid, une croyance se référant à un hadith, selon lequel à chaque tournant de siècle apparaît un rénovateur qui purge l’islam d’éléments extérieurs et lui rend sa pureté initiale. Entre trois cents et six cents combattants armés réussirent à prendre le contrôle de la Grande Mosquée de La Mecque. Ils s’appelaient ichwan, les frères, le nom d’une milice hanbaliste qui avait été à l’origine dans les années 1910 et 1920 d’une grande partie des gains territoriaux saoudiens et qui s’était ensuite entre 1927 et 1930 révoltée sans succès contre la dynastie des Saoud. Seulement le 4 décembre, suite à des combats violents, plusieurs centaines de morts et de blessés et la mobilisation de forces spéciales pakistanaises et françaises, l’armée saoudienne a pu regagner le contrôle de la mosquée.

Il ne faut pas oublier que l’Arabie saoudite est, comme l’a remarqué avec raison Steve Coll, le seul État-nation moderne à avoir été créé par un jihad [86]. Le royaume allait donc également jouer un rôle central dans le jihad contre les envahisseurs soviétiques d’Afghanistan proclamé en 1979. Fin avril 1978, le Parti démocratique populaire d’Afghanistan (PDPA) prit le pouvoir à Kaboul par un putsch militaire. Contrairement aux premiers soupçons en Occident, celui-ci n’avait pas été ordonné par Moscou. Malgré le fait que le PDPA était officiellement le parti de Moscou en Afghanistan, son putsch ne suscita pas beaucoup d’enthousiasme dans le Kremlin : « Plus tard, le chef du PDPA, Taraki, me confiera que les dirigeants afghans avaient eu la possibilité de prévenir les Soviétiques du coup d’État qui se tramait, mais qu’ils étaient abstenus à dessein, car ils craignaient que Moscou ne s’efforce de les dissuader d’entreprendre une rébellion armée, en prenant prétexte de l’absence de situation révolutionnaire en Afghanistan. Ces craintes n’étaient pas dépourvues de fondement. Si l’URSS avait eu vent de leurs intentions, elle leur aurait sans doute conseillé de renoncer à ce projet, car il n’y avait effectivement pas de situation révolutionnaire dans le pays, d’un point de vue marxiste, et les relations de l’URSS avec l’Afghanistan étaient amicales sous Zaher-Chah et sous Daoud, malgré le flirt de ce dernier avec l’Occident. » [87]

Le PDPA a été fondé en 1965 dans la maison de Taraki. Il était marqué dès le départ par un fossé entre ville et campagne, incarné par les deux factions Parcham (« Drapeau ») et Khalq (« Peuple »). Parcham était la faction qui avait soutenu Daoud dans son putsch en 1973, c’était elle qui jouissait de la confiance de Moscou, l’aile plutôt urbaine du parti, Khalq, la faction rurale, majoritairement pachtoune, n’y avait que peu de crédit. Entre 1966 et 1976, la scission était totale, la réunification 1976 permit le putsch de 1978 qui allait rapidement se révéler comme très problématique pour tous les participants, Nur Muhammad Taraki, le leader historique de la faction Khalq, était assis sur un siège éjectable [88].

Outre « l’édification du socialisme », la liquidation de la faction ennemie était très prioritaire : « Ils mirent en œuvre une politique maximaliste de réforme agraire, d’alphabétisation et de construction du socialisme – accompagnée de milliers d’arrestations et d’exécutions – qui leur aliéna la masse de la population. La faction Khalq, la plus extrémiste, élimina le Parcham, dont les dirigeants se réfugièrent à Moscou, dans un processus d’épuration qui toucha jusqu’aux chefs du Khalq mêmes. À partir d’avril 1979, des soulèvements éclatèrent partout, et en décembre le parti ne contrôlait plus que les villes […]. » [89] En septembre 1979, ce fut le tour à Taraki : son « camarade » Hafizullah Amin le força à démissionner et l’assassina un mois plus tard.

La guerre afghano-soviétique

Avec d’un côté la doctrine Brejnev, définie en 1968 en guise de justification de l’invasion de la Tchécoslovaquie et postulant l’irréversibilité d’une révolution socialiste, et de l’autre l’obligation du jihad défensif en cas d’invasion du Dar al-Islam, la marge de manœuvre pour des négociations était déjà limitée d’un point de vue purement idéologique, la signification géostratégique de l’Afghanistan et le contexte de la Guerre froide suffirent donc pour faire éclater le conflit. Selon Akram, la décision pour une invasion soviétique fut prise le 12 décembre 1979 à Moscou [90]. Avant tout, les conflits de factions durent être réglés à la satisfaction de Moscou. Ainsi, Amin fut éliminé par un commando soviétique spécial dans le palais présidentiel le 27 décembre 1979 et remplacé par Babrak Karmal, le leader de la faction Parcham.

À Washington, on était bien évidemment d’accord qu’on ne pourrait pas laisser faire Moscou. Déjà quelques jours après l’invasion russe, Brzesinski était convaincu d’une chose : enfin, on pourrait se venger auprès de l’URSS pour Vietnam. Le « Vietnam soviétique » devenait dans les années suivantes un bon mot récurrent dans les cercles diplomatiques pro-occidentaux. Un député de congrès démocrate texan considérait l’Afghanistan comme sa mission spéciale : Charlie Wilson, un homme d’affaires louche, ami personnel de Somoza, alcoolique et consommateur de cocaïne peu discret [91]. Ensemble avec son pote Gust Avrakotos de la CIA, il était en train de donner une toute nouvelle qualité à l’Opération Cyclone, lancée en été 1979 sous la présidence de Carter, sans se soucier plus que tant des coutumes démocratiques et de la transparence.

En janvier 1980, Carter donna le feu vert pour l’armement direct des moudjahedines. En réalité, le soutien commença sans doute déjà en mai 1979 lorsqu’un « officier de la CIA » rencontra Hekmatyar, les premières rencontres eurent lieu en avril 1979. Curieusement, on le sait seulement parce que des étudiants iraniens pénétrèrent dans l’ambassade américaine (et dans la britannique aussi), y laissèrent un bordel considérable et pillèrent entre autres les documents de la CIA l’attestant. Washington et Riyad étaient les principaux responsables pour trouver de l’argent et des armes, le service de renseignement pakistanais ISI était chargé de la distribution du matériel et du contact avec les insurgés afghans. Les hommes de liaison principaux entre la CIA et l’ISI étaient Wilson et Avrakotos. D’un point de vue militaire, la souveraineté opérationnelle sur les flux d’argent et d’armes était, une fois arrivés à Karachi, remise à l’ISI qui s’occupait du transport à Peshawar et là-bas de la distribution aux moudjahedines afghans. Sept partis islamistes sunnites étaient soutenus, les trois premiers sont généralement considérés comme « modérés », les quatre derniers comme « radicaux » :

 Mouvement révolutionnaire islamique et national d’Afghanistan (Harakat-i-Inqilab-i-Islami) : mouvement relativement petit, actif principalement dans le sud et l’est du pays, il s’est décomposé dans les années 1990, certains ont déserté chez les talibans, d’autres ont fondé le Parti national et islamique pour la prospérité d’Afghanistan (Hezb-e Sa’adat-e Melli wa Islami-ye Afghanistan), un parti marginal ;

 Front de libération nationale (Dschebhe e Nedschat e Melli e Afghanistan) : tradition soufie pachtoune et conservatrice, le mouvement s’est en grande partie décomposé, le leader historique Sibghatullah Mojaddedi s’est retiré quasiment complètement de la vie politique après le départ des Russes, de temps en temps, on le voyait en tant qu’expert et/ou négociateur sur la scène politique, il est décédé début 2019 ;

 Front islamique national d’Afghanistan (Mahaz-e Milli-ye Islami-ye Afghanistan) : influent surtout dans la province Nangarhar et à Kaboul, surtout une entreprise familiale d’Ahmed Gailani (1932-2017), il soutint à la fin des années 1990 l’Alliance du Nord contre les talibans et 2004 Karzai dans sa campagne présidentielle, est devenu quasiment insignifiant par la suite ;

 Front uni islamique et national pour le salut de l’Afghanistan (Jamiat-e-Islami) : composé majoritairement de Tadjiks, c’est le seul parti non-pachtoune soutenu par l’ISI – allié à l’époque à Ahmad Shah Massoud, « le lion de Pandjir », le favori malheureux du MI6 qui a été assassiné le 9 septembre 2001 dans un attentat-suicide par deux attaquants prétendument journalistes belges – participant à la fin des années 1990 à l’Alliance du Nord et siégeant dans le parlement afghan aujourd’hui ;

 Union islamique pour la libération d’Afghanistan (Ittehad-e Islami bara-ye Azadi-ye Afghanistan) : parti pachtoune avec une minorité tadjike, fort principalement dans la région Paghman à l’ouest de la province de Kaboul, parti d’Abdul Rasul Sayyaf, soupçonné d’avoir joué un rôle dans l’assassinat de Massoud, aujourd’hui un politicien relativement célèbre dans la province de Kandahar, dans la guerre civile du côté des talibans, réputé d’être un adepte d’une brutalité sans retenue, depuis 2007 un parti de droite marginal dans le parlement afghan bataillant le plus souvent pour obtenir la grâce pour des combattants incarcérés des talibans ;

 Parti islamique (Ḥezb-i Islāmī, faction Khalis) : une scission « modérée » du Parti islamique fondé en 1973 par Gulbuddin Hekmatyar, le parti mené par Mohammad Younes Khalis soutenait les talibans dans les années 1990, de ce parti est issu Djalâlouddine Haqqani (que Wilson avait à l’époque appelé une « divinité personnifiée » [92]), décédé en 2018, son réseau Haqqani, dont son fils est à la tête depuis 2014, travaille jusqu’à nos jours étroitement avec les talibans ;

 Parti islamique (Ḥezb-i Islāmī, faction Hekmatyar) : parti islamiste fondé en 1973 et mené par Gulbuddin Hekmatyar, qui peut être appelé l’ancêtre du jihadisme afghan et qui était le favori secret de l’ISI, la pratique du parti pendant la guerre et la guerre civile qui s’ensuivit était marquée par une violence excessive, Hekmatyar a littéralement mérité le surnom « boucher de Kaboul », le Bureau des services fondé en 1984 par Abdallah Youssouf Azzam, Oussama ben Laden et Ayman al-Zawahiri (analysé plus en détail dans la suite du texte) travaillait principalement avec lui, pendant le régime des talibans, il était en exile en Iran, mais il rejoignit ben Laden dès 2001, en 2015, il proclama son soutien pour l’EI et il finit par signer un accord de paix avec le gouvernement afghan le 22 septembre 2016.

Il y avait aussi une coalition chiite soutenue par l’Iran et une coalition maoïste soutenue par la Chine qui se battaient contre l’invasion soviétique, mais, étant donné les deux à six milliards, selon les estimations, investis par la CIA dans le cadre de l’Opération Cyclone dans les groupes sunnites, ces deux coalitions sont négligeables et seront laissées de côté ici. Il faudrait pourtant préciser que les maoïstes étaient confrontés sous le PDPA à une répression systématique et en même temps à la méfiance profonde de leurs « frères d’armes » islamistes qui les attaquaient fréquemment. Le 12 novembre 1986, Faiz Ahmad, le leader de l’Organisation de libération afghane, a été assassiné avec six de ses camarades par les sbires de Hekmatyar. Une exception notable du maoïsme afghan dans ce contexte est l’Association révolutionnaire des femmes d’Afghanistan (RAWA). Fondée en 1977, elle dénonça autant le gouvernement du PDPA que l’alliance avec les islamistes et a jusqu’à aujourd’hui le mérite historique de n’avoir soutenu aucun gouvernement afghan ni aucune invasion étrangère depuis sa fondation.

Le déroulement de la guerre ne sera décrit ici que dans les grandes lignes. Suivant Akram, on peut distinguer trois phases, « L’installation des troupes » de 1979 à 1982, « La phase la plus intense de la guerre » de 1982 à 1986 et les « Reculs soviétiques et [le] retrait » de 1986 à 1989 [93]. Il estime que déjà en 1981-1982, 80 % du territoire était contrôlé par les moudjahedines, la nuit, il n’y avait pas la moindre lumière afin d’éviter les frappes aériennes soviétiques [94]. Le pourcentage est peut-être même plus élevé si son estimation se réfère au jour, car ils contrôlaient les régions rurales pendant la nuit sans que ce soit forcément le cas le jour [95]. Les désertions étaient un réel problème pour l’armée afghane, jusqu’à 60 % des soldats auraient rejoint les rangs des moudjahedines [96]. Une partie peut-être pour des raisons idéologiques, mais la plupart sans doute plutôt à cause de la manière extrêmement cruelle de faire la guerre des deux côtés, rejoindre la faction la plus forte dans une telle situation n’est pas forcément une question d’affiliation [97].

Hormis quelques voix critiques, majoritairement féministes, l’enthousiasme pour les « combattants de la liberté » afghanes était unanime dans le paysage médiatique occidental. On assistait à un excès de zèle orientaliste pour les moudjahedines pieux et barbus, ils étaient dépeints comme des membres de clan innocents et modestes qui, étant donné une invasion par « l’Empire du mal », voulaient seulement défendre leurs traditions et leur religion, aidés « un peu » par les services de renseignement occidentaux. Les journalistes critiques risquaient d’être exclus des missions embarquées avec les moudjahedines et de perdre ainsi l’accès à quasiment toute information. La couverture de la presse soviétique était vraisemblablement même plus critique et objective, elle est souvent citée comme exemple de la politique gorbatchévienne de la glasnost [98]. Contrairement à d’autres journalistes soviétiques stationnés à Kaboul, Artyom Borovik fut dès 1987 embarqué dans diverses troupes soviétiques [99]. Il a rédigé des articles critiques dans la revue Ogonyok et il a publié en 1990 un livre qui parut simultanément en anglais et en russe [100].

Déjà sur la première page, le ton est défaitiste : « Des hommes fous appelèrent l’Afghanistan ‘une école du courage’. Et ils étaient suffisamment sages pour ne pas y envoyer leurs fils. Ils parlèrent du ‘devoir international’, ‘de la bataille contre les mercenaires de l’impérialisme aux frontières méridionales de notre patrie’, ‘du rejet déterminé de l’agression de la part des réactionnaires de la région’. Et ainsi de suite. Ils essayèrent de se convaincre eux-mêmes et de convaincre le reste du pays que l’Afghanistan ‘transformerait des jeunes immatures en fervents combattants pour notre foi communiste’. Mais, si l’Afghanistan a suscité la foi chez des gens, ce fut une foi très différente de celle promue par notre propagande. » [101] En outre, il ne cache pas qu’Amin a été assassiné par le KGB [102], il parle des désertions, des armes de service soviétiques vendues [103] et aussi des atrocités commises par les soldats soviétiques [104]. Son récit montre aussi que des pièges explosifs créatifs n’ont pas été inventés par l’EI : « L’incident [la découverte d’un thermos doté d’un piège à feu] m’étonna de l’énorme inventivité de ces bandits, de leur imagination riche et inépuisable. À l’intérieur de chaque fortification – des bunkers, des casemates, des tranchées-abris quatre étages au-dessous du sol – les soldats trouvent des stylos, des montres, des magnétophones et d’autres objets piégés. La mort cachée était camouflée tellement magistralement que seul un œil expérimenté peut le voir. » [105]

L’héroïne comme boomerang

Comme à l’époque au Vietnam, l’héroïne fut encore le carburant de la guerre : « En conséquence [des flux financiers américains et saoudiens] explose une criminalité qui parasite l’aide, sur laquelle chacun ferme les yeux tant que les Russes sont en Afghanistan, mais dont les conséquences dévastatrices ouvriront la voie à toutes les dérives à partir de la fin de la décennie. Ainsi, des cargaisons d’armes légères en quantités énormes, livrées par la CIA et débarquées au port de Karachi, alimentent le marché local (et feront de cette ville une des plus violentes du monde) avant d’être acheminées par la route vers leurs destinataires officiels. Au retour, les camions seront chargés d’héroïne extraite de l’opium cultivé en Afghanistan et dans les ‘zones tribales’ de la frontière pakistanaise, et exporté par Karachi. Les convoitises et les profits gigantesques suscités par les à-côtés criminels de l’aide américaine et arabe à la résistance deviendront une préoccupation majeure des États-Unis, puis des États arabes après le retrait soviétique, lorsque des groupes échappant à leur contrôle, surarmés et financés par les trafics locaux, propageront le jihad où il leur semblera bon sur la planète. » [106] Ce trafic de drogue des moudjahedines était un secret bien connu, le commandant de l’ISI responsable de la mission l’admet ouvertement dans ces mémoires [107].

Par conséquent, le prix de l’héroïne baissa un peu partout en Occident au milieu des années 1980 et les héroïnomanes commencèrent dans la plupart des grandes villes à faire partie du décor pendant cette période. Le Croissant d’or remplaça en même temps le Triangle d’or comme origine géographique principale de l’héroïne mondialement consommée. Aujourd’hui, l’Afghanistan en produit selon les estimations environ 90 %. En 2017, le chiffre d’affaires de la production d’héroïne fut estimé entre 4.1 et 6.6 milliards de dollars, ce qui représente 20 à 32 % du PIB afghan, elle garantit un emploi à approximativement 400’000 Afghans, plus que l’armée afghane. Parallèlement, l’héroïnomanie a également explosé au sein de la population afghane, ce qui n’est tout sauf étonnant dans un pays qui manque de cimetières. L’épicentre du milieu afghan de la drogue est le sous-sol du pont Pul-sokhta à Kaboul, une concentration massive de misère refoulée.

Le flux dans l’autre direction était au début essentiellement composé d’armes légères et les expéditeurs se préoccupaient d’une certaine discrétion. Selon Yousuf, seulement des armes provenant du bloc socialiste auraient été livrées au moudjahedines jusqu’en 1985 [108]. Ainsi, ils contrôlaient le sol, mais l’armée soviétique contrôlait le ciel : « La puissance aérienne était certainement le plus grand atout de l’ennemi. Elle n’accorda pas seulement une puissance de feu illimitée, mais aussi la mobilité. Utilisées correctement, ces deux pouvaient être combinées sur le champ de bataille pour vaincre les guérillas de manière tactique, voire stratégique. Le problème, du point de vue des moudjahedines, n’était pas tant qu’ils n’avaient pas de puissance aérienne propre, mais que leurs moyens de riposte aux avions et hélicoptères ennemis ont été limités à quelques SA-7 périmés, tirés à l’épaule, des missiles surface-air (SAM). » [109]

Ceci changea en 1986 : le 26 septembre, des miliciens de Hekmatyar testèrent pour la première fois le tout nouveau lance-missile sol-air américain Stinger dans un combat [110]. Cela fut-il ou non un tournant dans le cours de la guerre ? Les experts continuent à en débattre. En tout cas, la défaite soviétique était désormais scellée [111]. L’un des effets collatéraux inattendus de l’opération a été le fait que parmi environ 1’000 Stinger fournis, beaucoup finirent à cause de la corruption ou en tant que butin de guerre chez des destinataires imprévus. Rapidement, l’Iran et la Russie se vantèrent d’en posséder. Encore en 2001, on se demandait où les Stinger pourraient bien être. Entre-temps, des groupes jihadistes divers et variés autour du globe en possédaient un, voire plusieurs, et la CIA a investi le double de leur coût initial, 65 millions de dollars, pour en racheter un maximum.

Retrait soviétique, prise de pouvoir des talibans et mondialisation du jihad

À l’époque comme aujourd’hui, les volontaires d’un peu partout dans le monde se joignirent aux moudjahedines, venus dans leur grande majorité de la péninsule arabique et d’autres régions islamiques. Tandis que certains jeunes Arabes de bonne famille (bourgeoise, voire royale) se servirent de l’Afghanistan pour passer des vacances aventureuses [112], d’autres vinrent avec des intentions plus sérieuses. Ainsi, un certain Abou Moussab al-Zarqaoui se déplaça par exemple à la fin des années 1980 en Afghanistan pour se joindre à la faction de Hekmatyar. Ce fut le début d’une longue carrière jihadiste et il fera beaucoup parler de lui par la suite.

Afin de s’occuper des volontaires étrangers, le Palestinien Abdallah Azzam, un théoricien jihadiste d’une certaine importance, fonda en 1984 ensemble avec Oussama ben Laden et Ayman al-Zawahiri le Bureau des services. Ce dernier ouvrit même en 1986 son premier bureau américain à Tucson dans l’État de l’Arizona pour y recruter au sein de la communauté arabe pour les moudjahedines [113]. Azzam est mort le 24 novembre 1989 et ben Laden a repris le Bureau des services. Il l’a rebaptisé : la base, Al-Qaïda en arabe [114]. Personne ne s’en souciait à l’époque au sein de la CIA car ben Laden était considéré comme « non anti-américain » [115].

Le retrait soviétique était déjà considérablement avancé à ce moment-là et la guerre afghano-soviétique se transforma peu à peu en guerre civile afghane. Déjà le 4 décembre 1987, un retrait soviétique ordonné avait été discuté à Washington entre la CIA et le KGB [116]. Après la chute du mur début novembre 1989, tout le monde réalisa que les alliances d’hier ne seraient plus celles de demain, personne ne connaissait encore la « fin de l’histoire » et ses contours.

En automne 1990, la rupture entre ben Laden et l’Arabie saoudite a eu lieu. Ben Laden aurait préféré résoudre le problème de l’invasion irakienne du Koweït par le biais du jihad, l’Arabie saoudite considérait qu’une invasion américaine serait une solution plus judicieuse. Hekmatyar et Sayyaf ne voulaient pas non plus d’alliance avec les États-Unis [117]. Au milieu de l’année 1991, ben Laden fut gentiment averti par les services secrets saoudiens que les États-Unis le traqueraient peut-être et qu’il serait banni de l’Arabie saoudite « pour son propre bien » [118]. Après une escale, selon les sources, en Afghanistan ou en Pakistan, il trouva refuge en 1992 au Soudan [119], où le Congrès national islamiste d’Omar el-Bechir avait pris le pouvoir par un putsch.

Le 13 septembre 1991, le secrétaire d’État américain James Baker et le ministre des Affaires étrangères soviétique Boris Pankine se mirent d’accord d’arrêter conjointement le soutien pour les rebelles respectivement le gouvernement du PDPA [120]. En décembre 1991, peu avant l’effondrement de l’Union soviétique, le KGB s’est retiré d’Afghanistan et au début de 1992, l’aide à Najibullah a été arrêtée comme convenu [121]. Après la chute du gouvernement de ce dernier, il n’y avait plus beaucoup de raisons de maintenir une présence américaine devenue très coûteuse à cause du grand danger et de la situation chaotique. Les portes de l’ambassade étaient déjà depuis 1989 généralement fermées, à la fin de 1992, tout le personnel trouva des planques plus tranquilles.

Dernier ambassadeur à Kaboul durant neuf ans, Peter Tomsen se souciait dans son dernier mémo du 18 décembre 1992 de manière assez clairvoyante « des efforts des extrémistes islamistes afin d’utiliser l’Afghanistan comme une base d’entraînement et d’exécution pour le terrorisme dans la région et au-delà » [122]. Son évaluation de la situation était (légitimement) sombre, il écrivit quelques semaines plus tard : « La persévérance américaine dans le maintien de notre position déjà établie en Afghanistan pourrait – à peu de coûts – considérablement contribuer à un résultat favorable et modéré qui permettrait d’écarter les extrémistes, de maintenir une amitié avec un pays amical situé stratégiquement, de nous aider à accomplir nos autres objectifs en Afghanistan et dans la région d’Asie centrale en général, par exemple les stupéfiants, la récupération des Stinger, l’antiterrorisme […] On risque de jeter les atouts qu’on a acquis en Afghanistan dans les dix dernières années, qu’on a payé cher […] Les enjeux dans le contexte géostratégique actuel sont limités, mais importants. Il y a le danger qu’on perde l’intérêt et qu’on abandonne notre capital investi en Afghanistan ce qui déstabilise une région où l’on n’a que quelques leviers précieux. » [123] Cassandra n’aurait pas su mieux le formuler…

La guerre civile jusqu’en 1996 ne sera pas traitée en détail dans ce texte, seule la force ayant conquis le pouvoir à la fin sera abordée : les talibans. « Talibans » signifie élèves en pachtoune et fait référence à leur origine dans les écoles coraniques dans la région de Kandahar et la région frontalière du Pakistan. Au printemps 1994, ils conquirent le premier village, Spin Boldak, proche de la frontière pakistanaise. Le 3 novembre de la même année, ce fut le tour à la capitale méridionale, Kandahar, deuxième ville du pays, moins d’un an plus tard, en septembre 1995, à la métropole occidentale Hérat, troisième ville du pays et majoritairement non-pachtoune. Déjà depuis le printemps, ils disposèrent du monopole – même s’il fut un peu méfiant – de l’ISI, la faction de Djalâlouddine Haqqani se joignit également à cette époque aux talibans [124]. En septembre 1996, ils conquirent Kaboul et proclamèrent le 27 du même mois l’« Émirat islamique d’Afghanistan », le début de leur règne quinquennal sur le pays.

Seulement suite à de nombreuses batailles, ils réussirent à contrôler complètement le nord du pays. L’affrontement sanglant commencé en mai 1997 avec les notables locaux de la métropole du nord et quatrième ville du pays Mazir-i Sharif, soutenus surtout par la Russie et l’Iran, culmina en août 1998 dans la prise du pouvoir des talibans et un massacre de milliers de civils, principalement chiites. Après avoir déjà été reconnu comme gouvernement légitime après la conquête de Kaboul par les États-Unis, s’ensuivirent le Pakistan, l’Arabie saoudite et les Émirats arabes unis, sur la première liste américaine d’organisations terroristes étrangères, parue en automne 1997, il n’y a ni les talibans, ni Al-Qaïda [125].

Peu avant la chute de Kaboul, ben Laden, déjà rentré en Afghanistan en mai 1996, cassa sa tirelire et donna aux talibans trois millions de dollars de sa fortune personnelle en guise de soutien à l’attaque sur Kaboul et par la suite, le soutien de l’ISI se renforça avec la chute de la capitale [126]. Après les tentatives d’attentat infructueuses contre le Premier ministre égyptien Atif Sedki en 1993 et le Président Hosni Moubarak en 1995, le groupe Al-Jihad lié à ben Laden était de plus en plus sous pression, tout autant qu’Al-Gamaa al-Islamiya, qui avait également des contacts avec lui, assassina le journaliste Faraj Fouda en 1992 et fut responsable pour le massacre de Louxor (soixante-deux morts, en grande majorité des touristes), et enfin le régime soudanais qui avait hébergé ben Laden.

Le retour des « Afghans » en Égypte et en Algérie au début des années 1990 allait de pair avec l’introduction de leurs méthodes apprises en Afghanistan : « Cette accélération de la violence, concomitante dans les deux pays, se produisit l’année de la chute de Kaboul aux mains des moujahidines. Plusieurs centaines d’‘Afghans’ algériens comme égyptiens étaient rentrés chez eux. Formés au moule du ‘salafisme jihadisme’ à Peshawar, ils contribueraient à radicaliser le jihad local en y transposant leur expérience internationale. » [127] D’autres vétérans afghans étrangers ont porté le jihad en Bosnie, en Tchétchénie et au Tadjikistan [128], pour la même raison, le conflit au Cachemire aussi a pris un tournant de plus en plus jihadiste du côté pakistanais [129].

Pendant la première bataille de Mogadiscio, le fiasco américain du 3 et 4 octobre 1993, il y avait aussi des « Afghans » [130]. Black Hawk Down, le livre sur l’événement par le journaliste Mark Bowden, paru en 1999, fut adapté au cinéma en 2001 par Ridley Scott. Suite à deux hélicoptères descendus, deux soldats américains furent lynchés par la plèbe, certains ont pu être sauvés. L’opération a coûté la vie à dix-huit soldats de la coalition américaine (ensemble avec la Malaisie et le Pakistan) et à plus d’un millier du côté de l’Alliance nationale somalienne et des jihadistes alliés à eux.

Les troupes de l’ONU ont quitté le pays en 1995 et les différentes factions continuèrent à se battre. En décembre 2006 seulement, le gouvernement de transition constitué en 2000 à Nairobi a pu chasser l’alliance jihadiste Union des tribunaux islamiques de Mogadiscio et obtenir un contrôle précaire sur la capitale. Les éléments modérés de l’alliance se sont exilés, une faction est restée : Al-Shabab, terme arabe signifiant « la jeunesse », le nom complet est « Mouvement des jeunes moudjahedines ». Existant déjà en tant que faction indépendante au sein de l’alliance, elle a été réorganisée par Aden Hashi Ayro en 2006, il aurait auparavant été formé dans un camp d’entraînement afghan par Al-Qaïda.

Al-Qaïda, un réseau mondial pour le jihad

Les vétérans d’Afghanistan à la recherche du jihad perdu n’alimentèrent cependant pas que des guerres partout autour du globe, ils étaient aussi en train d’organiser Al-Qaïda en tant que réseau jihadiste mondial. La forme donc, dans laquelle on connaît communément l’organisation aujourd’hui. Le 29 décembre 1992, il y eut à Aden, l’ancienne capitale du Yémen du Sud, une attaque à la bombe contre l’armée américaine. Les bombes explosèrent dans deux hôtels connus pour héberger du personnel militaire américain. L’attaque n’atteignit pourtant pas sa cible, deux employés d’hôtel et un touriste autrichien sont morts, aussi parmi les blessés, il n’y eut que des employés d’hôtel et des touristes. Ce fut historiquement le premier attentat d’Al-Qaïda dans sa forme contemporaine.

La voiture piégée ayant explosé dans un parking souterrain du World Trade Center à New York le 26 février 1993, tout comme celle dans un centre d’entraînement de l’armée américaine à Riyad, ayant coûté la vie à cinq Américains et deux Indiens, lui sont attribuées, même s’il n’a jamais officiellement revendiqué ces attentats. Les attaques parallèles contre les ambassades à Nairobi et Dar es Salam avec deux cent vingt-quatre morts et plus de cinq mille blessés le 7 août 1998 ont fini par convaincre les stratèges de guerre américains que pour les alliés d’hier, l’alliance était définitivement obsolète.

Ce fut le tournant dans la relation américaine avec les talibans. En lien avec le gazoduc TAPI, planifié depuis le début des années 1990, l’entreprise pétrolière américaine Unocal avait même ouvert un bureau à Kandahar, le bastion des talibans, en 1996 [131], afin d’augmenter les chances de décrocher un contrat lucratif face à sa concurrente argentine Bridas. La pression féministe croissante avait déjà en automne 1997 comme effet une première critique américaine publique du régime des talibans de la part de Madeleine Albright et de Hillary Clinton [132].

Alors que la CIA commençait à réfléchir sur une opération secrète pour capturer ben Laden en Afghanistan, le régime des talibans perdit le soutien saoudien à la mi-septembre 1998 [133]. La collaboration avec les partenaires pakistanais et saoudien dans la « lutte contre le terrorisme » était pourtant précaire et ambiguë. Malgré la rupture saoudienne avec les talibans, des millions à travers les organisations de charité islamiques continuaient à alimenter leurs caisses [134]. Aucun service de renseignement ne réussissait à infiltrer le noyau dur d’Al-Qaïda [135] et personne ne savait que ben Laden fusse en train de préparer des projets importants à Kandahar depuis au moins fin 1999 [136].

Ces projets, dont les répercussions sont bien connues, furent réalisés le 11 septembre 2001, deux jours après l’assassinat de Massoud. L’invasion américaine d’Afghanistan, entamée en octobre 2001, avait même le soutien russe et quelques mois plus tard, le régime taliban fut renversé. Les dirigeants finirent soit à Guantanamo, soit dans l’exile pakistanais où le mouvement fut rétabli comme milice en 2003. Cela n’empêcha pas le service secret pakistanais ISI de garder un pied dedans tout en prétendant être un allié fiable dans la « guerre contre la terreur ». Du côté des États-Unis, l’Afghanistan n’était plus la priorité depuis la chute des talibans, l’Irak était déjà à l’ordre du jour, une invasion qui ouvrit aussi un nouveau chapitre pour Al-Qaïda.

Après le renversement de Saddam Hussein par l’invasion américaine en 2003, la résistance contre l’occupation américaine était considérable dès le départ. L’organisation Jama’at al-Tawhid wal-Jihad (« Parti pour le monothéisme et le jihad »), menée par Abou Moussab al-Zarqaoui, était une force centrale dans la guérilla contre le nouveau pouvoir à Bagdad. En automne 2004, il a prêté allégeance à Al-Qaïda et son organisation est devenue sa succursale en Irak. Le nom fut changé en Tanzim al-Qaïdat al-Jihad fi Bilad al-Rafidayn (« Organisation de base du jihad en Mésopotamie »), communément appelée Al-Qaïda en Irak. Le groupe devint en 2007 l’État islamique en Irak. En 2013, le rapport toujours tendu finit par se rompre et l’État islamique en Irak et au Levant a été créé [137]. Ce dernier a proclamé un califat mondial en 2014 et s’est appelé désormais, pour souligner cette prétention universelle, simplement État islamique.

Sur les thèses

Ceci sur la véritable racine historique de l’EI, abordons maintenant les thèses. C’est un lieu commun dans les débats marxistes de définir une chose désagréable quelconque comme « un phénomène de la crise capitaliste » et La Banda Vaga a cédé à cette tentation. Le lien entre la crise économique globale et la montée des Frères musulmans devrait toutefois être prouvé. Comme mentionné ci-dessus, l’essor de l’islamisme est plutôt lié à la concurrence de différentes factions bourgeoises dans la lutte contre la colonisation britannique.

Concernant les années 1970, La Banda Vaga oublie que la crise pétrolière n’en fut pas une pour les pays exportant du pétrole comme l’Iran et l’Arabie saoudite. Comme déjà mentionné plus haut, cette crise et ainsi le début de la restructuration sont certainement liés à l’expansion de l’islamisme, mais ce lien consiste en la propagation saoudienne de l’idéologie et en le début du déclin du mouvement ouvrier qui a enfin permis aux islamistes de recruter « la jeunesse urbaine pauvre » [138] et non pas à une loi historique insinuée par La Banda Vaga selon laquelle le capital sécréterait mécaniquement une dose d’islamisme lors de chaque crise.

Ainsi, l’exposé sur l’antisémitisme – qui est bien sûr présent dans le discours islamiste – ne peut être considéré comme résolu par une allusion hâtive à Bernard Lewis. Tout d’abord, il est très étonnant qu’un groupe communiste se réfère à cet auteur hautement controversé. Tout en ayant été marxiste au début de sa carrière, il était en 1986, quand le livre Sémites et antisémites a paru, un propagandiste établi des néoconservateurs américains. L’allusion au dogme antideutsch de l’« antisémitisme en tant qu’article d’exportation européen » ne sert d’explication ni à l’égard des contextes historiques, ni d’un point de vue d’une approche matérialiste.

Même Lewis lui-même avance une raison matérialiste pour la traduction des premiers textes : « Les minorités chrétiennes avaient de bonnes raisons de s’opposer aux Juifs, leurs concurrents directs sur le plan économique ; d’ailleurs, les manifestations antijuives s’accompagnaient invariablement d’appels au boycott. » [139] Bien sûr, la bourgeoisie ne cherchera pas la « faute à toute la misère » dans les rapports de production, ne serait-ce que parce que ceux-ci lui apportent tout sauf la misère. En outre, ces traductions doivent sans doute aussi être vues dans le contexte de la première vague d’émigration sioniste en direction de la Palestine ottomane, ainsi que dans celui de la théorisation du sionisme qui l’accompagne et commence avec elle, celle-ci est – dans le cas notamment de Herzl – très inspirée par le nationalisme allemand.

Il n’y a même pas besoin de mentionner que Lewis était au début des années 2000 l’un des propagandistes les plus zélés pour l’invasion américaine de l’Irak. Dans l’ouvrage cité, on trouve tout autant des propos extrêmement douteux qui ne peuvent être expliqués que par le contexte géopolitique de l’époque. Ainsi, il prétend par exemple que le kurde ne serait pas une langue et qu’il n’y aurait pas de littérature kurde [140]. L’explication pour cette affirmation – évidemment fausse – doit être cherchée dans le contexte d’une activité et d’une propagande fortes de la part du PKK dans les années 1980 et dans le fait que pour Lewis, la Turquie était – à côté d’Israël – le partenaire le plus fiable de l’Occident dans le Moyen-Orient et qu’elle devait donc être soutenue contre les velléités indépendantistes des Kurdes. Pour la même raison, il répète dans cet ouvrage sa thèse inouïe qu’il n’y aurait jamais eu de génocide commis à l’égard des Arméniens, ce furent tout simplement des « souffrances […] terribles » [141]. À la langue berbère, il dénie aussi toute scripturalité et tradition littéraire [142], ce qui n’est pas moins erroné que la relégation du kurde dans les sphères moins civilisées. Dans ce cas aussi, la défense implicite de la politique d’arabisation du président algérien de l’époque et ami de l’Occident Chadli Bendjedid en guise de réaction au Printemps berbère en 1980 est tout sauf une coïncidence.

Pour son adversaire épique Edward Saïd, Lewis est l’un des représentants principaux de l’orientalisme, c’est-à-dire la recherche qui, selon Saïd, sert aux intérêts impérialistes occidentaux en tentant d’analyser un Orient construit par l’intellectuel occidental. Son analyse est considérablement influencée par Michel Foucault et elle montre les mêmes limites, tout discours est posé comme construit tout en reprochant au « discours orientaliste » qu’il ne parlerait pas de l’« Orient réel » [143]. Saïd et Lewis se menèrent d’une certaine manière une guerre de procuration entre la Palestine et Israël entre les murs de l’académie anglosaxonne, mais leur point de vue culturaliste empêchait les deux de saisir le mode de production capitaliste en tant que tel. L’« hégémonie [européenne] » [144] chez Lewis trouve son écho dans « la force du discours culturel occidental » [145] chez Saïd. Les deux méconnaissent l’exploration du marché mondial par le capital en tant que base matérielle de la prétendue supériorité culturelle de l’Occident.

Pour cette raison précisément, il est problématique d’avoir recours à Lewis pour étiqueter l’islamisme comme antisémite. Pour lui, l’antisémitisme est un « virus » qui « [s’est] répandu dans ses veines [de l’islam] » [146], la culture, donc, en tant que corps sain et homogène, menacé par des maladies, un point de vue qui, en principe, ne devrait pas être celui des communistes. L’antisémitisme islamiste n’est pas un « article d’exportation », mais se manifeste dans la plupart des cas dans le contexte du soutien des velléités nationalistes de la bourgeoisie palestinienne. L’hostilité islamiste envers les Juifs ne s’articule ni sur une base raciste, ni sur une base culturaliste, les Juifs sont tout simplement des mécréants et sont haïs pour cette raison-là, tout comme les chrétiens, ils ont pourtant, comme ceux-ci, du moins théoriquement, en tant qu’ahl-ul-kitab, « gens du livre », la possibilité de payer la taxe de protection jizya et de vivre de manière indemne dans le califat, contrairement par exemple aux chiites considérés comme des hérétiques ou aux Yézidis considérés comme des adorateurs du diable, placés bien plus bas dans la hiérarchie de l’EI et auxquels on accorde dans le meilleur des cas une vie en tant qu’esclaves.

Fin novembre 2015, une reproduction d’un texte de l’écrivain français jihadophile Marc-Édouard Nabe (connu aussi sous son pseudonyme littéraire Alain Zannini) parut même dans la revue francophone de l’EI Dar al-Islam. Il y attaque les théories complotistes d’Alain Soral [147]. Les islamistes croient certainement aussi que des Juifs sont engagés dans de complots divers et variés (dont les attaques jihadistes ne font bien évidemment pas partie), mais cette croyance n’est pas un élément surdéterminant comme pour des nazis ou des spécialistes des théories complotistes comme Elsässer, Soral ou Meyssan. Pour les islamistes, ce ne sont logiquement pas « les rapports de production » qui sont « responsables de toute la misère », mais ce ne sont pas des « manipulateurs cachés » non plus, simplement le fait que le monde restera décadent tant qu’il ne sera pas régi par un califat mondial et pieux. Les convertis d’origine juive sont d’ailleurs bienvenus chez l’EI, autant dans le groupe Telegram que dans le califat même [148].

Concernant les thèses 2 et 3, on est en revanche largement d’accord. Les deux ont malheureusement un angle mort, car elles ne sont pas capables d’expliquer pourquoi la « jeunesse urbaine pauvre » s’est tournée vers l’islamisme à partir des années 1970, mais pas avant. L’explication pour cela est le début de la restructuration capitaliste et le déclin du mouvement ouvrier qui l’accompagne. Avant, ce segment de la population s’engageait majoritairement dans des mouvements panarabistes et/ou socialistes. La restructuration peut, selon Théorie communiste, être résumé de manière suivante : « La restructuration comme défaite, à la fin des années 1960 et durant les années 1970, de tout ce cycle de luttes fondé sur l’identité ouvrière a eu pour contenu la destruction de tout ce qui était devenu une entrave à la fluidité de l’autoprésupposition du capital. On trouvait d’une part toutes les séparations, protections, spécifications qui se dressaient face à la baisse de la valeur de la force de travail, en ce qu’elles empêchaient que toute la classe ouvrière, mondialement, dans la continuité de son existence, de sa reproduction et de son élargissement, doive faire face en tant que telle à tout le capital. On trouvait d’autre part toutes les contraintes de la circulation, de la rotation, de l’accumulation, qui entravaient la transformation du surproduit en plus-value et capital additionnel. N’importe quel surproduit doit pouvoir trouver n’importe où son marché, n’importe quelle plus-value doit pouvoir trouver n’importe où la possibilité d’opérer comme capital additionnel, c’est-à-dire se transformer en moyens de production et force de travail, sans qu’une formalisation du cycle international (pays de l’Est, périphérie) ne prédétermine cette transformation. Le capital financier a été le maître d’œuvre de cette restructuration. Avec la restructuration achevée dans les années 1980, la production de plus-value et la reproduction des conditions de cette production coïncident. » [149]

Ce fait est certainement une « défaite de la gauche », mais il est bien plus que cela, il a avant tout des répercussions importantes sur le « soi-disant sous-développement de vastes régions du Sud politique ». À la fin de la deuxième thèse, l’islam politique est réduit à un tour de passe-passe des classes dominantes dans les pays respectives : « Face à cette désintégration structurelle notamment, beaucoup d’États du Proche-Orient découvrent l’islam en tant que force intégratrice pour couvrir les problèmes sociaux de manière idéologique à défaut de les résoudre. » L’idéologie est bien plus que de l’escroquerie discursive, « toute idéologie a comme fonction (qui la définit) de ‘constituer’ des individus concrets en sujets » [150]. L’« ère islamiste » [151], qui commença en 1973, s’explique aussi par le fait que des régimes nationalistes en crise utilisèrent les islamistes en train de monter en puissance comme force répressive auxiliaire contre la gauche [152]. La réorientation idéologique sur les décombres du nassérisme et la montée en puissance de l’islamisme dans tout le monde musulman, décrites de manière détaillée dans l’ouvrage de Kepel, ne peuvent pas être réduites à une « manipulation des masses », elles inaugurent une nouvelle ère.

Cette nouvelle ère, cette « défaite de la gauche », diagnostiquée par La Banda Vaga, est le début de la restructuration qui coïncide avec celui de l’« ère islamiste » de Kepel. La crise pétrolière fournit les revenus nécessaires à l’Arabie saoudite et la rendit possible. La restructuration ouvrit le déclin du mouvement ouvrier et les promesses de salut industriel des régimes nationalistes divers et variés étaient maintenant définitivement perçues comme des illusions. Ce développement est résumé dans la thèse 4. Concernant le recyclage du discours anti-impérialiste, on est également d’accord : « Produit d’une modernisation ratée et du déclin du nationalisme panarabe, il [l’islamisme] récupère pourtant l’anti-impérialisme de ce dernier dans une forme religieuse, l’oumma considérée comme assiégée par les impérialistes mécréants. » [153] Mais l’« espoir émancipateur » du socialisme est à relativiser : en tant qu’affirmation de la classe ouvrière portée par le programmatisme, une telle perspective est devenue obsolète.

Dans la thèse 5, La Banda Vaga décrit l’« islamisme » comme un « projet patriarcal ». Or, il s’agit plutôt d’une forme moderne de domination masculine. Un « patriarche » est un chef de tribu. La notion de « patriarcat » peut éventuellement être une description adéquate pour la domination masculine dans les zones tribales pachtounes contrôlées par les talibans ou des villages contrôlés par Al-Shabab dans l’arrière-pays somalien, mais certainement pas concernant l’EI et l’Iran non plus, les deux sont des produits de la modernité. Olivier Roy souligna déjà en 1992 la différence entre l’image de la femme dans l’islam traditionnel et dans l’islamisme : « La question de la femme […] est un des points de rupture de l’islamisme avec le fondamentalisme traditionaliste. Les islamistes tiennent le rôle de la femme pour essentiel dans l’éducation et la société. Ils voient en elle une personne et non plus seulement un instrument de jouissance ou de reproduction. » [154] Une fois de plus, l’Iran est un très mauvais exemple pour documenter cette thèse. Même si les femmes en Iran sont discriminées dans plusieurs domaines sociaux, elles ne sont pas exclues complètement de la sphère publique comme dans des régimes islamistes plus traditionalistes, par exemple en Arabie saoudite ou sous les talibans.

La même chose est valable pour le régime de l’EI. Concernant le rôle des femmes dans l’EI, le sociologue Farhad Khosrokhavar constate à juste titre un changement de paradigme : « Avant l’avènement de Daesh en 2014, les femmes impliquées dans le jihad en Europe étaient fort peu nombreuses. […] De 2013 à 2015, on assiste à un accroissement significatif du nombre de femmes impliquées dans le jihadisme : elles sont plus de 500 (10%) sur les quelque 5’000 personnes ayant quitté les pays occidentaux pour la Syrie. » [155] Des femmes formèrent dans le califat une brigade spécifique de la police des mœurs, elles se battirent parfois au front ou commirent des attentats, des activités que, disons, un partisan pachtoune des talibans trouverait extrêmement inadaptées pour des femmes. La remarque quelque peu paternaliste de La Banda Vaga que les femmes « n’ont somme toute rien à gagner dans ce système » est sans doute vraie, il n’y a pourtant pas grand-chose à gagner dans ce monde de toute manière, encore moins en tant que femme, voire en tant que femme prolétaire.

Si c’était vrai que ces femmes, comme le prétend La Banda Vaga, ne se joignaient à l’EI que parce qu’« elles profitent à tout le moins psychiquement de la promesse d’ordre de l’islamisme qui leur donne une place fixe dans l’ordre du monde et ainsi de l’orientation », il faut se demander pourquoi tellement peu de femmes s’étaient jointes aux groupes jihadistes avant. Il est plus probable que la vie dans le califat représentât pour la plupart de ces femmes une perspective émancipatrice comparée à celle chez des parents conservateurs, même si un tel fait ne peut être admis qu’à contrecœur.

Les tentatives d’explication psychanalytiques avancées par La Banda Vaga n’expliquent en réalité pas grand-chose, la comparaison subtile avec le nazisme dans l’allusion aux « fantasmâlgories » de Theweleit encore moins. La pathologisation n’est pas une explication. Dans le paragraphe sur les femmes recrues, on croit apercevoir entre les lignes une sorte de regret que « nous » n’ayons pas réussi à les recruter avant car il y aurait chez « nous » prétendument bien plus « à gagner ». Les « droits des femmes » ne sont, même s’ils sont « en place », pas accessibles aux femmes prolétaires dans la plupart des cas, tout comme la sphère publique. Le réseau de la RAWA en Afghanistan sous les talibans est par exemple simplement devenu plus clandestin, il n’était déjà pas particulièrement public auparavant. La situation des femmes dans des régimes islamistes n’est pas basée sur des « fantasmâlgories », mais des directives idéologiques dans des habits théologiques (coran, hadiths, charia, interprétés d’une certaine manière), et les « fantasmâlgories » peuvent aussi très bien se réaliser dans des régimes laïcs. Ainsi, ce fut par exemple en Égypte en 2011 le président actuel al-Sisi qui revendiqua avec beaucoup de zèle la mise en place de « tests de virginité » pour les manifestantes.

Concernant la thèse 6, on pourrait difficilement affirmer le contraire, mais comment le Printemps arabe aurait-il dû éviter son « échec » ? Seule une révolution communiste mondiale nous aurait enfin permis de parler d’un Printemps arabe « couronné de succès ». En outre, les contestations n’étaient pas d’abord « explicitement laïques respectivement sociales » et après leur « échec », les islamistes auraient surgi de nulle part. En Tunisie, des épicentres des contestations comme Sfax, Kasserine ou Ben Guerdane sont considérés comme des bastions islamistes et cela avait déjà été le cas avant 2010. Le fait que les Frères musulmans durent interdire à leurs membres en Égypte de participer aux contestations indique que la base y participait sans doute avec beaucoup d’enthousiasme, on peut supposer qu’ils le firent plutôt pour défendre leurs intérêts de classe élémentaires, par opposition à des islamistes plus radicaux, comme les partisans de l’EI, qui y participèrent probablement davantage dans une optique de déstabilisation du pouvoir d’État. Ce que Théorie communiste écrit sur l’interclassisme des Gilets jaunes est aussi valable pour le Printemps arabe : « La question est celle du niveau de vie, des revenus. Mais cette question ne demeure pas une question économique, elle devient immédiatement politique. Les taxes, les impôts, c’est L’État. C’est dans cette immédiate mutation de l’économie en politique que l’interclassisme trouve sa forme qui le définit et le conforte. » [156]

Dans la thèse 7, La Banda Vaga décrit l’« islamisme comme un moyen d’une politique de force impérialiste », ce qu’il peut être, bien évidemment, sans l’être nécessairement dans tous les cas. Tandis que dans le cas d’Al-Qaïda, il existe un lien vague avec la « communauté d’États » à travers le bureau des talibans à Doha, on ne pourrait pas dire la même chose de l’EI. Malgré un soutien turc ponctuel, on ne peut pas parler d’une « alliance », comme déjà évoqué dans un texte plus ancien : « Certes, des convois d’armes depuis la Turquie arrivent sans aucun doute très régulièrement en Syrie, comme celui qui avait causé un scandale il y a quelques années. Il est probable que l’État islamique soit vu par l’appareil militaire turc comme un moindre mal comparé au PYD. Cela ne suffit toutefois pas pour parler d’une ‘alliance’, les véritables alliés de la Turquie sont plutôt des groupes islamistes plus modérés comme le Jabhat Tahrir Souriya. » [157]

Le parquet diplomatique de l’EI est la pègre criminelle et il y entretient bel et bien des relations, par exemple avec des gangs de rue islamistes à Trinité-et-Tobago servant d’agences de recrutement ou avec la Camorra. Il n’y a, donc, probablement point de coïncidence dans le fait que les attaquants de Paris en 2015 se fussent procuré leurs faux documents via Naples. Cette pègre criminelle fait bien sûr aussi partie « de la politique impérialiste et des dynamiques de concurrence entre États », mais il n’est pas toujours facile de savoir de quelle manière précise. On suppose aussi fréquemment que cette pax mafiosa est la raison principale pourquoi il n’y a jamais eu d’attaque jihadiste en Italie.

Dans la thèse 8, La Banda Vaga arrive à la conclusion suivante : « Qui mise son espoir dans la lutte contre l’islamisme sur l’Occident éclairé, semble souffrir dans le meilleur des cas de myopie historique. » On partage bien sûr cet avis, comme celui exprimé dans la thèse suivante : « Une minimisation de l’islamisme par peur de renforcer et de promouvoir le racisme antimusulman en Occident est dans ce contexte tout aussi inappropriée que la transfiguration ‘anti-impérialiste’ de l’islamisme en mouvement anticapitaliste comme on peut la rencontrer ne serait-ce que dans une partie de la gauche jusqu’à aujourd’hui. » On est tout aussi d’accord concernant la condamnation d’un « front populaire contre l’islamisme », mais dans le capitalisme restructuré, l’ère des fronts populaires est derrière nous de toute manière. C’est dommage que la comparaison avec le nazisme apparaisse de nouveau en filigrane, tout comme dans la remarque suivante : « Qui ne veut pas entendre parler du capitalisme devrait aussi se taire sur l’islamisme. » Il faudrait laisser les considérations puisant dans la théorie de l’extrémisme à la bourgeoisie, car elles sont aussi un « abandon de nos propres positions ».

En résumé, on peut dire qu’on est d’accord sur un certain nombre de points. En outre des différences méthodologiques, nous sommes en désaccord sur l’analyse de l’antisémitisme, du rôle de l’Iran, de la situation des femmes et, plus généralement, sur le plan taxonomique. Comme souligné plus haut, La Banda Vaga a tendance à comparer des pommes avec des poires et à ne pas distinguer entre des orientations plutôt politiques ou jihadistes de l’islamisme. En plus, le salafisme quiétiste, apolitique, faisant aussi partie de la catégorie « islamisme », n’est même pas mentionné.

Les différences entre l’Iran, les Frères musulmans et l’EI sont beaucoup plus grandes que l’on pourrait le croire lors de la lecture des thèses, il serait donc plus raisonnable d’analyser ces phénomènes de manière séparée. Autant la République islamique que les Frères musulmans sont des reliquats de la modernité. Et l’EI ne représente pas le « type idéal d’islamisme » (une historiographie matérialiste ne connaît pas de « type idéal »), simplement un islamisme jihadiste à la hauteur de son époque, se fondant dans la pègre criminelle en tant que produit du capitalisme restructuré.

Que faire ? « Le communisme ou la barbarie », c’est effectivement l’alternative. Seulement quand le dernier dinar-or aura été communisé, on n’aura plus besoin d’écrire ce genre de textes. Voici comment Théorie communiste décrit le rapport de l’islamisme à la mondialisation : « Elle [l’opposition islamiste] n’est pas sa contradiction mais son ombre. » [158] Qui veut se battre contre un ombre, se battrait aussi contre des moulins à vent, les deux combats sont peu prometteurs. Et malheureusement, il faut partir du principe que le capital ne fera pas la même erreur que Peter Schlemihl.

Doc Sportello

Juin 2019


[1Emin Poljarevic, "Islamism" in The Oxford Encyclopedia of Islam and Politics. Oxford Islamic Studies Online, 2015, S. 2.

[2Ebd., S. 1.

[3Olivier Roy, L‘Échec de l‘Islam politique, Paris, Seuil, 2015 [1992], S. 252.

[4Ebd., S. 286.

[5Gilles Kepel, Das Schwarzbuch des Dschihad. Aufstieg und Niedergang des Islamismus, München/Zürich, Piper, 2004 [2000], S. 42. Bedauernswert ist die ungenaue Übersetzung in dieser Passage. Gemäss der französischen Version „wollte er“ nicht nur „eine kulturelle Revolution anstoßen“, sondern hat eine Kulturrevolution ausgelöst (die Anspielung auf die chinesische Kulturrevolution ist, darüber hinaus, aus der Feder des ehemaligen Trotzkisten Kepel ziemlich sicher gewollt), siehe Gilles Kepel, Jihad. Expansion et déclin de l‘islamisme, Paris, Gallimard, 2000, S. 24.

[6Ebd., S. 94-95.

[7Siehe Steve Coll, Ghost Wars. The Secret History of the CIA, Afghanistan, and bin Laden, from the Soviet Invasion to September 10, 2001, New York, Penguin, 2004, S. 77.

[8Assem Akram, Histoire de la guerre d‘Afghanistan, Paris, Balland, 1996, S. 119. Siehe insbesondere das Unterkapitel „Le coup d‘État communiste vu par Moscou“, S. 118-120, die Übersetzung eines Auszugs der Memoiren des damaligen sowjetischen Vize-Aussenministers Georgi Kornienko.

[9Siehe ebd., S. 98-108.

[10Gilles Kepel, op. cit., S. 174.

[11Siehe Assem Akram, op. cit., S. 141. Am 10. gemäss Rodric Braithwaite, siehe Rodric Braithwaite, Afgantsy. The Russians in Afghanistan 1979-89, London, Profile Books, 2011, S. 77.

[12Falls nicht anders angegeben, stammen alle Angaben zu Wilson aus George Crile, Charlie Wilson‘s War. The Extraordinary Story of the Largest Covert Operation in History, New York, Atlantic Monthly Press, 2003. Das Buch ist 2007 sogar mit Tom Hanks in der Rolle von Wilson, Julia Roberts in jener von Joanne Hering und Philip Seymour Hoffman in jener von Gust Avrakotos verfilmt worden.

[13Ebd., S. 473.

[14Siehe Assem Akram, op. cit., S. 173-176.

[15Siehe ebd., S. 176.

[16Siehe Rodric Braithwaite, op. cit., S. 164. Das gleiche gilt heute in vielen Regionen in Bezug auf die Taliban.

[17Siehe ebd., S. 136-137.

[18Siehe Gregory Feifer, The Great Gamble. The Soviet War in Afghanistan, New York, HarperCollins, 2009, S. 201.

[19Siehe z.B. ebd., S. 213.

[20Siehe Sarah E. Mendelson, Changing Course. Ideas, Politics, and the Soviet Withdrawal from Afghanistan, Princeton, Princeton University Press, 1998, S. 114.

[21Siehe Artyom Borovik, The Hidden War. A Russian Journalist‘s Account of the Soviet War in Afghanistan, London/Boston, Faber and Faber, 1991 [1990]. Der Titel der russischen Ausgabe lautet Афганистан. Ещё раз про войну.

[22Ebd., S. 1.

[23Siehe ebd., S. 5.

[24Siehe ebd., S. 36.

[25Siehe z.B. ebd., S. 258.

[26Ebd., S. 35-36.

[27Gilles Kepel, op. cit., S. 180-181.

[28Siehe Mohammad Yousaf, Mark Adkin, The Bear Trap. The Defeat of A Superpower, Barnsley, Leo Cooper, 2001 [1992], S. 135. Natürlich vertritt er die Ansicht, dass der ISI damit nichts zu tun hatte und, so gut es ging, versuchte, den Schmuggel zu verhindern (siehe S. 108 z.B.).

[29Siehe ebd., S. 83.

[30Ebd., S. 59.

[31Siehe George Crile, op. cit., S. 426-427.

[32Siehe Rodric Braithwaite, op. cit., S. 205.

[33Siehe Gilles Kepel, op. cit., S. 185.

[34Siehe Steve Coll, op. cit., S. 155.

[35Siehe ebd., S. 204.

[36Ebd., S. 156.

[37Siehe ebd., S. 168-169.

[38Siehe ebd., S. 222-223.

[39Ebd., S. 231.

[40Siehe ebd., S. 601-602.

[41Siehe ebd., S. 232.

[42Siehe Rodric Braithwaite, op. cit., S. 299.

[43Steve Coll, op. cit., S. 239.

[44Ebd.

[45Siehe ebd., S. 293.

[46Siehe ebd, S. 334, 349 und 351.

[47Siehe ebd., S. 331-332.

[48Gilles Kepel, op. cit., S. 332.

[49Siehe ebd., S. 356.

[50Siehe ebd., S. 179-180.

[51Siehe ebd., S. 377.

[52Siehe Steve Coll, op. cit., S. 338.

[53Siehe ebd., S. 362-363.

[54Siehe ebd., S. 413-415.

[55Siehe ebd., S. 511-513.

[56Siehe ebd., S. 513.

[57Siehe ebd., S. 485.

[58Siehe den Text Doc Sportello, „Contre l‘État islamique, contre la guerre – eine Kritik“ für eine etwas ausführlichere Darstellung des Bruches zwischen Al-Qaida und dem Islamischen Staat. Al-Zarqawi wird dort fälschlicherweise als ehemaliger Anführer von Ansar al-Islam bezeichnet, es handelt sich um eine Verwechslung, Ansar al-Islam ist eine hauptsächlich im kurdischen Teil Iraks aktive Gruppe, die jedoch mit Zarqawis Koordination zusammenarbeitete, 2013 sich allerdings nicht seiner Fraktion anschloss.

[59Gillel Kepel, op. cit., S. 32.

[60Bernard Lewis, „Treibt sie ins Meer!“ Die Geschichte des Antisemitismus, Frankfurt a.M./Berlin, Ullstein, 1989 [1986], S. 156-157, deutsche Ausgabe von Semites and Antisemites.

[61Siehe ebd., S. 50.

[62Ebd., S. 19.

[63Siehe ebd., S. 50.

[64Edward W. Said, Orientalismus, Frankfurt a.M., S. Fischer, 2009 [1978], S. 127.

[65Bernard Lewis, op. cit., S. 160.

[66Edward W. Said, op. cit., S. 36.

[67Bernard Lewis, op. cit., S. 319.

[68„L‘État islamique dans les mots de l‘ennemi“ in Dar al-Islam, Nr. 7, 30. November 2015, S. 35-37.

[69Siehe auch Farhad Khosrokhavar, Le Nouveau Jihad en Occident, Paris, Robert Laffont, 2018, S. 526.

[70Théorie communiste, „Kommunisierung im Präsens“.

[71Louis Althusser, „Ideologie und ideologische Staatsapparate“ in Ideologie und ideologische Staatsapparate. Aufsätze zur marxistischen Theorie, Hamburg, VSA, 1977, S. 140.

[72Gilles Kepel, op. cit., S. 28.

[73Siehe ebd., S. 92-93.

[74Doc Sportello, op. cit.

[75Olivier Roy, op. cit., S. 82.

[76Farhad Khosrokhavar, op. cit., S. 127.

[77Théorie communiste, „Anmerkung zur Bewegung der Gelbwesten“, November 2018.

[78Doc Sportello, op. cit.

[80Emin Poljarevic, « Islamism » in The Oxford Encyclopedia of Islam and Politics. Oxford Islamic Studies Online, 2015, p. 2.

[81Ibid., p. 1.

[82Olivier Roy, L‘Échec de l‘Islam politique, Paris, Seuil, 2015 [1992], p. 252.

[83Ibid., p. 286.

[84Gilles Kepel, Jihad. Expansion et déclin de l‘islamisme, Paris, Gallimard, 2000, p. 24.

[85Ibid., p. 69-70.

[86Cf. Steve Coll, Ghost Wars. The Secret History of the CIA, Afghanistan, and bin Laden, from the Soviet Invasion to September 10, 2001, New York, Penguin, 2004, p. 77.

[87Assem Akram, Histoire de la guerre d‘Afghanistan, Paris, Balland, 1996, p. 119. Cf. particulièrement le sous-chapitre « Le coup d‘État communiste vu par Moscou », p. 118-120, la traduction d’un extrait des mémoires de Georgi Kornienko, vice-ministre soviétique des Affaires étrangères de l’époque.

[88Cf. ibid., p. 98-108.

[89Gilles Kepel, op. cit., p. 138.

[90Cf. Assem Akram, op. cit., p. 141. Le 10 selon Rodric Braithwaite, cf. Rodric Braithwaite, Afgantsy. The Russians in Afghanistan 1979-89, Londres, Profile Books, 2011, p. 77.

[91Si rien d’autre n’est précisé, toutes les informations sur Wilson proviennent de George Crile, Charlie Wilson‘s War. The Extraordinary Story of the Largest Covert Operation in History, New York, Atlantic Monthly Press, 2003. Le livre a même été porté à l’écran en 2007 avec Tom Hanks dans le rôle de Wilson, Julia Roberts dans celui de Joanne Hering et Philip Seymour Hoffman dans celui de Gust Avrakotos.

[92George Crile, op. cit., p. 473.

[93Cf. Assem Akram, op. cit., p. 173-176.

[94Cf. ibid., p. 176.

[95Cf. Rodric Braithwaite, op. cit., S. 164. La même chose est valable aujourd’hui dans beaucoup de régions concernant les talibans.

[96Cf. Rodric Braithwaite, op. cit., p. 136-137.

[97Cf. Gregory Feifer, The Great Gamble. The Soviet War in Afghanistan, New York, HarperCollins, 2009, p. 201.

[98Cf. par exemple Gregory Feifer, op. cit., p. 213.

[99Cf. Sarah E. Mendelson, Changing Course. Ideas, Politics, and the Soviet Withdrawal from Afghanistan, Princeton, Princeton University Press, 1998, p. 114.

[100Cf. Artyom Borovik, The Hidden War. A Russian Journalist‘s Account of the Soviet War in Afghanistan, Londres/Boston, Faber and Faber, 1991 [1990]. Le titre de l’édition russe est Афганистан. Ещё раз про войну.

[101Ibid., p. 1.

[102Cf. ibid., p. 5.

[103Cf. ibid., p. 36.

[104Cf. ibid., p. 258.

[105Ibid., p. 35-36.

[106Gilles Kepel, op. cit., p. 143-144.

[107Cf. Mohammad Yousaf, Mark Adkin, The Bear Trap. The Defeat of A Superpower, Barnsley, Leo Cooper, 2001 [1992], p. 135. Bien sûr, il prétend que l’ISI n’eût aucun rapport avec ces histoires et qu’il essayât tant bien que mal d’empêcher la contrebande (cf. par exemple p. 108).

[108Cf. Mohammad Yousaf, Mark Adkin, op. cit., p. 83.

[109Ibid., p. 59.

[110Cf. George Crile, op. cit., p. 426-427.

[111Cf. Rodric Braithwaite, op. cit., p. 205.

[112Cf. Gilles Kepel, op. cit., p. 185.

[113Cf. Steve Coll, op. cit., p. 155.

[114Cf. ibid., p. 204.

[115Ibid., p. 156.

[116Cf. ibid., p. 168-169.

[117Cf. ibid., p. 222-223.

[118Ibid., p. 231.

[119Cf. ibid., p. 601-602.

[120Cf. ibid., p. 232.

[121Cf. Rodric Braithwaite, op. cit., p. 299.

[122Steve Coll, op. cit., p. 239.

[123Ibid.

[124Cf. ibid., p. 293.

[125Cf. ibid., p. 334, 349 et 351.

[126Cf. ibid., p. 331-332.

[127Gilles Kepel, op. cit., p. 275.

[128Cf. ibid., p. 295.

[129Cf. ibid., p. 142-143.

[130Cf. ibid., p. 377.

[131Cf. Steve Coll, op. cit., p. 338.

[132Cf. ibid., p. 362-363.

[133Cf. ibid., p. 413-415.

[134Cf. ibid., p. 511-513.

[135Cf. ibid., p. 513.

[136Cf. ibid., p. 485.

[137Cf. Doc Sportello, „Contre l‘État islamique, contre la guerre – une critique“, pour une analyse un peu plus détaillée de la rupture entre Al-Qaïda et l’État islamique. Al-Zarqaoui y est décrit à tort comme l’ancien leader d’Ansar al-Islam. Il s’agit d’une confusion, Ansar al-Islam est un groupe basé dans la partie kurde de l’Irak qui travailla pourtant avec la coordination d’al-Zarqaoui sans toutefois rejoindre sa faction en 2013.

[138Gilles Kepel, op. cit., p. 15.

[139Bernard Lewis, Sémites et antisémites, Paris, Fayard, 1987 [1986], p. 167.

[140Cf. ibid., p. 56. Les traductrices ont dû éprouver une certaine gêne face à la phrase à traduire, l’omission dans ce passage n’est donc sans doute ni une coïncidence, ni une véritable erreur de traduction : « Mais ces langues [le kurde et le berbère] comportent de nombreux dialectes non écrits, sans qu’aucun ne soit prédominant. » Dans la version originale, le mépris de l’auteur est évident : « But both consist of many dialects, without a standard language, and neither has a written litterature. » (Bernard Lewis, Semites and Antisemites, New York/Londres, Norton, 1987 [1986], p. 47.)

[141Ibid., p. 21.

[142Cf. ibid., p. 56.

[143Edward W. Saïd, L’Orientalisme. L’Orient crée par l’Occident, Paris, Seuil, 2005 [1978], p. 88-89.

[144Bernard Lewis, op. cit., p. 170.

[145Edward W. Saïd, op. cit., p. 38.

[146Bernard Lewis, op. cit., p. 339.

[147Cf. « L‘État islamique dans les mots de l’ennemi » in Dar al-Islam, n° 7, 30 novembre 2015, p. 35-37.

[148Cf. aussi Farhad Khosrokhavar, Le Nouveau Jihad en Occident, Paris, Robert Laffont, 2018, p. 526.

[150Louis Althusser, « Idéologie et appareils idéologiques d’État » in Positions (1964-1975), Paris, Éditions sociales, 1976, p. 110.

[151Gilles Kepel, op. cit., p. 11.

[152Cf. ibid., p. 67-68.

[153Doc Sportello, op. cit.

[154Olivier Roy, op. cit., p. 82.

[155Farhad Khosrokhavar, op. cit., p. 127.

[156Théorie communiste, « Note sur le mouvement des gilets jaunes », novembre 2018.

[157Doc Sportello, op. cit.

[158Théorie communiste, « Pétrole, sexe et talibans » in Théorie communiste, n° 18, février 2003, p. 114.